Airport-Attentäter war offenbar Einzeltäter

Bundesanwaltschaft berichtete über Tathergang und Motive / Weitere Ermittlungen im Internet

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Kein Zweifel – der 21-jährige Arid U. wollte so viele US-Soldaten wie möglich töten. Das bestätigte gestern die Bundesanwaltschaft und schilderte, was sich aus Ermittlersicht am Donnerstagnachmittag am Rhein-Main-Airports in Frankfurt ereignet hat.

Aril U. näherte er sich gegen 15.20

Uhr einer Gruppe US-Soldaten, die einen Bus bestiegen. Er fragte einen Soldaten nach ihrem künftigen Einsatzort. Als der bestätigte, es gehe bald nach Afghanistan, schoss der Täter dem Arglosen in den Hinterkopf. Mit dem Ruf »Allahu Akbar« (Gott ist groß) stürmte Arid U. dann den Bus, tötete den 21-jährigen Fahrer und schoss auf Insassen. Dann verklemmte sich eine Hülse im Auswurf der Pistole. Der Schütze flüchtete und wurde von Bundespolizisten überwältigt. Bilanz des Amoklaufes: zwei Tote, drei Verletzte.

Arid U. sei dringend verdächtig, staatsgefährdende Straftaten von besonderer Bedeutung begangen zu haben, heißt es. Das ist klar, immerhin hat sich die US-Regierung in den Fall eingeschaltet. Die Karlsruher Bundesanwälte wollen die Ermittlungen auch mit aller politisch gebotenen Konsequenz führen. Doch bislang greifen sie auf keine Terror-Paragrafen zurück. Obgleich der in Kosovo Geborene nach eigenem Geständnis »radikalislamistisch motiviert war« und im Internet Kontakt zur Dschihad-Szene in Deutschland aufgenommen hatte, sehen die Ermittler in ihm einen Einzeltäter. Der Mordplan, so der leitende Bundesanwalt Rainer Griesbaum, sei lediglich in seinem Kopfe gereift. Deshalb wurde Haftbefehl nur wegen Mordes in zwei sowie wegen versuchten Mordes in drei Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung erlassen.

Das Bundeskriminalamt erforscht zur Zeit vor allem Facebook-Kontakte des Schützen. Offenbar hatte er via Internet virtuelle Freundschaft mit rund 140 den Behörden teils bekannten Islamisten geschlossen. Experten sehen darin eine neue Vorgehensweise einheimischer Polittäter, sogenannter Home-Grown-Terroristen. Andere Fachleute wollen erfahren haben, dass Arid U. seit einiger Zeit im Fadenkreuz von Verfassungsschutz und Landeskriminalamt war. Die Behörden erhoffen sich angeblich durch die Beobachtung neue Erkenntnisse über das Zusammenwirken von Dschihadisten und albanischer Drogenmafia.

Wie dem auch sei, die Gewerkschaft der Polizei sieht sich in ihrer Forderung bestärkt, islamistische Propaganda für den »Heiligen Krieg« im Internet stärker zu bekämpfen und strafrechtlich zu verfolgen. Die Vorstandsmitglieder der Linkspartei Wolfgang Gehrcke und Christine Buchholz erklärten: »Es ist eingetroffen, was die LINKE immer befürchtet hat: Der Krieg kehrt nach Deutschland zurück.« Nur ein Ende des Krieges in Afghanistan und der sofortige Rückzug der NATO-Truppen böten Schutz vor solchen Attentaten.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -