Airport-Attentäter war offenbar Einzeltäter
Bundesanwaltschaft berichtete über Tathergang und Motive / Weitere Ermittlungen im Internet
Aril U. näherte er sich gegen 15.20
Uhr einer Gruppe US-Soldaten, die einen Bus bestiegen. Er fragte einen Soldaten nach ihrem künftigen Einsatzort. Als der bestätigte, es gehe bald nach Afghanistan, schoss der Täter dem Arglosen in den Hinterkopf. Mit dem Ruf »Allahu Akbar« (Gott ist groß) stürmte Arid U. dann den Bus, tötete den 21-jährigen Fahrer und schoss auf Insassen. Dann verklemmte sich eine Hülse im Auswurf der Pistole. Der Schütze flüchtete und wurde von Bundespolizisten überwältigt. Bilanz des Amoklaufes: zwei Tote, drei Verletzte.
Arid U. sei dringend verdächtig, staatsgefährdende Straftaten von besonderer Bedeutung begangen zu haben, heißt es. Das ist klar, immerhin hat sich die US-Regierung in den Fall eingeschaltet. Die Karlsruher Bundesanwälte wollen die Ermittlungen auch mit aller politisch gebotenen Konsequenz führen. Doch bislang greifen sie auf keine Terror-Paragrafen zurück. Obgleich der in Kosovo Geborene nach eigenem Geständnis »radikalislamistisch motiviert war« und im Internet Kontakt zur Dschihad-Szene in Deutschland aufgenommen hatte, sehen die Ermittler in ihm einen Einzeltäter. Der Mordplan, so der leitende Bundesanwalt Rainer Griesbaum, sei lediglich in seinem Kopfe gereift. Deshalb wurde Haftbefehl nur wegen Mordes in zwei sowie wegen versuchten Mordes in drei Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung erlassen.
Das Bundeskriminalamt erforscht zur Zeit vor allem Facebook-Kontakte des Schützen. Offenbar hatte er via Internet virtuelle Freundschaft mit rund 140 den Behörden teils bekannten Islamisten geschlossen. Experten sehen darin eine neue Vorgehensweise einheimischer Polittäter, sogenannter Home-Grown-Terroristen. Andere Fachleute wollen erfahren haben, dass Arid U. seit einiger Zeit im Fadenkreuz von Verfassungsschutz und Landeskriminalamt war. Die Behörden erhoffen sich angeblich durch die Beobachtung neue Erkenntnisse über das Zusammenwirken von Dschihadisten und albanischer Drogenmafia.
Wie dem auch sei, die Gewerkschaft der Polizei sieht sich in ihrer Forderung bestärkt, islamistische Propaganda für den »Heiligen Krieg« im Internet stärker zu bekämpfen und strafrechtlich zu verfolgen. Die Vorstandsmitglieder der Linkspartei Wolfgang Gehrcke und Christine Buchholz erklärten: »Es ist eingetroffen, was die LINKE immer befürchtet hat: Der Krieg kehrt nach Deutschland zurück.« Nur ein Ende des Krieges in Afghanistan und der sofortige Rückzug der NATO-Truppen böten Schutz vor solchen Attentaten.
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