Wenn Tanz, dann ganz
Günter Gollasch tot
Das Herz des am 8. März 1923 in Burg geborenen Musikers Günter Gollasch hörte in den Morgenstunden des 10. März auf zu schlagen. Nach langer schwerer Krankheit besiegte ihn der Krebs.
Der Wahl-Berlin-Köpenicker hatte in seiner Kindheit mit der Musik wenig am Hut, spielte zum Lächeln seiner Familienmitglieder so ungeschickt Ziehharmonika, dass die Eltern seinem Wunsch nachgaben, Tortenbäcker oder Kfz-Schlosser zu werden. Aber es gab keine Lehrstelle, so dass er doch die musikalische Laufbahn einschlug. Als »Cottbusser Stadtpfeifer« holte er sich das musikalische Rüstzeug, das er nach dem Krieg bei seinem Job als Musiker beim Berliner Tanz- und Unterhaltungsorchester beim Spielen der Melodien von Mozart bis Ellington auf dem Saxophon und auf der Klarinette anwenden konnte. Und so war die Gründung seiner ersten eigenen kleinen Band – mit der sogar bei AMIGA Platten produziert wurden – folgerichtig.
Am 1. Februar 1956 wurde aus der Kapelle Günter Gollasch das Tanzorchester des Berliner Rundfunks, das Günter Gollasch rund 25 Jahre leitete. Unzählige Titel nahm die Band beim Rundfunk, bei der Schallplatte, beim Fernsehen und bei der DEFA auf. Gollasch und sein Orchester gastierten auf internationalen Festivals, waren bei allen Rundfunk- und Fernsehshows zu hören und zu sehen. Oftmals trat auch hier der Komödiant Günter Gollasch in Erscheinung. Besonders die Formation »Onkel Stanislaus und seine Jazzopas« gab ihm die Möglichkeit, die Liebe zum Jazz und zur Parodie auszuleben.
Gollasch, seit 1950 mit Frau Brigitte verheiratet, tat sich ab und zu auch mit Eigenkompositionen hervor. Besonders seine Melodien »Gitte« und »Sylvia« (für Tochter Sylvia) spielte er immer wieder auf der Klarinette, mit der er seit 1981 solistisch begeisterte. Bis in jüngster Zeit (Verträge lagen bereits bis Mitte 2011 vor) beglückte er sein Publikum – ob auf der großen Bühne oder als Gast in Talk-Shows. Er erkrankte völlig unerwartet im November des vergangenen Jahres. Die Diagnose Darmkrebs sollte sich bewahrheiten und ihn für Monate an das Krankenbett fesseln. Neben Paul Kuhn, Hugo Strasser, Max Greger zählt Günter Gollasch zu den deutschen »Swing-Legenden«, auch wenn sein Wirken überwiegend auf den Osten Deutschlands begrenzt war.
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