Fukushima: Wasserwerfer sollen Kernschmelze verhindern
Kühlung der Brennstäbe in japanischem AKW gefährdet / Experten warnen vor immenser Verstrahlung
Tokio (AFP/ND). Die Unfallserie in der Atomanlage Fukushima 1, 250 Kilometer nördlich von Tokio gelegen, riss auch fünf Tage nach dem Beben nicht ab. Am Mittwoch ereignete sich im Gebäude von Reaktor 3 erneut eine Explosion. Dabei könnte laut Regierungssprecher Yukio Edano der Reaktor beschädigt worden sein. In dem Reaktorgebäude hatte sich bereits am Montag eine Explosion ereignet, welche die äußere Hülle beschädigt hatte. Nach Angaben der Behörde für Atomsicherheit sind vermutlich 70 Prozent der Brennstäbe in Reaktor 1 und 30 Prozent der Brennstäbe in Reaktor 2 beschädigt. Die Betreiberfirma Tepco erwäge den Einsatz von Borsäure, um eine Kernschmelze zu verhindern.
Am Mittwochmorgen (Ortszeit) verließen 50 Techniker, die mit allen Mitteln die Kernschmelze zu verhindern suchen, vorübergehend die Atomanlage, da ein starker Anstieg der Strahlung gemeldet worden war. Regierungssprecher Yukio Edano sagte, die Strahlung vor Ort schwanke stark, bleibe aber auf einem gesundheitsgefährdenden Niveau.
Im Abklingbecken von Reaktor 4 drohe ein »sehr bedeutender« Austritt von Radioaktivität, sollte es nicht binnen 48 Stunden gelingen, das Wasserniveau in dem Becken für gebrauchte Brennstäbe anzuheben, warnte das französische Institut für Atomsicherheit IRSN. Da sich die Brennstäbe in dem Abklingbecken dann »quasi an der freien Luft« befänden, würde die Strahlung so hoch sein, dass jeder weitere Einsatz in der Anlage unmöglich würde.
Nach Einschätzung der französischen Atomaufsicht könnten sich die Brennstäbe selbst entzünden, sollte das Wasser in dem Abklingbecken weiter sinken. Gestern war der Wasserstand so weit gefallen, dass die Kühlung der Brennstäbe gefährdet war. Zunächst sollten Militärhelikopter eingesetzt werden, um Wasser in das Becken nachzufüllen. Nachdem dieser Einsatz jedoch wegen der hohen Strahlung abgesagt werden musste, sollte ein Wasserwerfer der Polizei eingesetzt werden, wie der Fernsehsender NHK berichtete. Die US-Streitkräfte wollen unterdessen den japanischen Katastrophenschützern Hochdruck-Pumpen für die Kühlung der beschädigten Reaktoren zur Verfügung stellen. Das Abklingbecken des Reaktors 4 war am Dienstag bei einer Wasserstoffexplosion beschädigt worden.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.