Zeitlos im Studierstübchen
Halle muss auf sein Naturkundemuseum warten
Halle (dpa/ND). Eigentlich sollte das Naturkundliche Universitätsmuseum in Halle 2013 für die Besucher öffnen. Doch die Saalestadt muss wohl noch einige Jahre länger auf die Einrichtung warten. Dabei wird über die Museumsidee bereits seit langem diskutiert und die Landesregierung hatte bereits im Jahr 2007 für das Vorhaben grünes Licht gegeben und im Landeshaushalt fünf Millionen Euro eingeplant. »Doch es gibt bislang keinen Plan, kein konkretes Konzept, ja bislang gab es nicht einmal eine einzige Anfrage an das Finanzministerium und somit gab es bislang auch kein Geld«, sagt Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD).
Nur intern geplant
Der Rektor der Universität Udo Sträter räumt ein, dass die Planungen für das Museum in den letzten Jahren nur universitätsintern abliefen. Bis Sommer wolle die Uni nun die Unterlagen beim Finanzministerium einreichen, sagt Projektkoordinator Frank Steinheimer. Museumsgebäude soll das historische Physikalische Institut am Friedemann-Bach-Platz in der Innenstadt von Halle werden. Der Backsteinbau von 1890 bietet nach dem Umbau 2200 Quadratmeter Ausstellungsfläche und befindet sich gegenüber dem Landeskunstmuseum Moritzburg.
In dem Bau sollen dann die wichtigsten Stücke aus den naturhistorischen Sammlungen der Martin-Luther-Universität gezeigt werden. »Wir werden mit dem Naturkundemuseum und der Moritzburg eine einmalige Attraktivität an Kunst und Naturkunde haben«, sagt Landesarchäologe Harald Meller als Vorstandsmitglied im Förderverein Naturkundliches Universitätsmuseum. Der gesamte Fundus umfasst mehr als fünf Millionen Objekte, die derzeit in verschiedenen Gebäuden der Universität untergebracht sind. Der größte Teil soll dann in einem Zentrallager deponiert werden, das sich in unmittelbarer Nähe des Museums befindet. »Dazu zählt die umfangreichste Haustierskelettsammlung der Welt«, sagt Steinheimer. Sie gehe auf Julius Kühn (1825-1910) zurück, dem Begründer des ersten Landwirtschaftsstudiums an einer deutschen Universität.
Nun wird es teurer
Ebenso zieht dann die 50 000 Stücke umfassende Geiseltalsammlung ins Zentrallager um. Die Funde stammen aus dem etwa 20 Kilometer südwestlich von Halle gelegenen Geiseltal, einem ehemaligen Braunkohletagebau. Dort fanden Wissenschaftler von der Mitte der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts bis 1993 einzigartig gut erhaltene Fossilien von 125 Wirbeltierarten. Weltbekannt wurde die Sammlung durch den Fossilfund eines 50 Millionen Jahre alten Urpferdes. »Es ist die wichtigste Sammlung der Welt hinsichtlich Fossilien aus dem Eozän, einer Zeit in der die Säugetiere erstmals auftraten«, sagt Meller.
Nach den Jahren des Wartens wird nun alles teurer. »Die Kosten für den Museumsausbau und die Installation der neuen Ausstellung betragen rund zehn Millionen Euro«, sagt Steinheimer. Ob das Geld bewilligt werde, entscheidet sich nach Meinung von Bullerjahn nach Abschluss des neuen Landeshaushaltes im Dezember. Die Universität kündigte an, das Konzept für das Naturkundemuseum im Jahr 2012 erstmals der Öffentlichkeit vorzustellen.
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