- Kommentare
- kommentiert
Wer wird Kanonenfutter?
Ich bin nichts, ich kann nichts, gebt mir eine Uniform«, lautet eine an Polizisten adressierte Parole von linken Demonstranten. In großen Teilen der Bevölkerung genießt der Polizist dagegen hohes Ansehen, er ist im Staatsdienst nicht so unterbezahlt wie viele andere, und bewaffnete Auseinandersetzungen bilden in seinem Alltag – anders als es das Fernsehprogramm vermuten lässt – die Ausnahme. Neben ausgeprägter Staatstreue gibt es also einige Gründe, den Beruf zu ergreifen.
Wer sich künftig freiwillig zur Bundeswehr meldet, weiß, dass es ernst werden kann. Das »Gleichgewicht des Schreckens«, das Hunderttausende von 18-Jährigen ihre Kasernen in deutschen Wäldern vor den imaginären Fußtruppen des Feindes jenseits des Eisernen Vorhangs beschützen ließ, gibt es nicht mehr. Man sollte vermuten, dass immer mehr junge Menschen zumindest persönliche Gründe dafür finden dürften – wenn schon keine politischen –, sich nicht irgendwo in der Welt für Deutschland abknallen oder in die Luft sprengen zu lassen. Umso gespannter darf man sein, ob und wie es gelingen wird, 15 000 Freiwillige für den Wehrdienst anzuwerben. Mit dem Abbau des Sozialstaats haben die Bundesregierungen der vergangenen Jahre bereits gute Vorarbeit geleistet. Aus der Masse derer, die auf dem Arbeitsmarkt überflüssig sind, könnte sich das künftige Kanonenfutter rekrutieren lassen – nicht zuletzt, da sie mit dem dreifachen Lohn von Freiwilligen im Sozialen Jahr geködert werden.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!