„Wir sollten uns über die Grenzen koordinieren"

MOBILISIERUNG - Marseille, Bouches-du-Rhône

  • Charlotte Noblet
  • Lesedauer: 2 Min.
Marseille: 1000 Personen sind am 19. März gegen die Energiepolitik in Frankreich auf die Straße gegangen. Eine öffentliche Debatte wurde gefordert sowie eine Atomausstieg-Politik.
„Wir sollten uns über die Grenzen koordinieren"

„Leider ist die Reaktion der französischen Regierung auf alle Anti-Atom-Versammlungen wie unsere ganz unpassend: Ihre einzige Sorge scheint, die Atomfirmen EDF und AREVA zu unterstützen, dem französischen Atomlobbyismus Wind zu geben. Selbst wenn dafür die Situation verharmlost sein soll und Informationen verheimlicht werden sollen.", sagt Jean-Louis Marchetti, Mitglied der Neuen Antikapitalistische Partei („Nouveau Parti Anticapitaliste", NPA).

Die Beziehungen zwischen der deutschen und der französischen Anti-Atom-Bewegung sind noch unzureichend: „Die Castor-Transporte durch Frankreich und Deutschland zeigen die Notwendigkeit einer Anti-Atom-Bewegungüber die Grenzen hinaus.", sagt Jean-Louis Marchetti. „Die Stärke der Anti-Atom-Bewegung in Deutschland sollte ein Antriebsfaktor für uns sein, wir sollten uns über die Grenzen koordinieren."

Die Entscheidung über die Atomfrage von Angela Merkel zeige, dass eine andere Energiepolitik möglich ist: „Aber die französischen Medien berichten kaum darüber. Die Debatte läuft, wenn überhaupt, auf nationaler Ebene und dies obwohl ein Atomumfall bei einem europäischen AKW Folgen für den ganzen Kontinent hätte, für die ganze Welt."

Der engagierte Marseiller bedauert, dass die EU-Kommission in Bruxelles bisher nicht alle Staaten zu gemeinsamen Sicherheitsstandards für die Atombranche zwingt. „Von daher sollen alle europäischen Völker für die Sicherheit und die Zukunft ihres Kontinents sorgen und sich für einen Militär- und Zivilatomausstieg mobilisieren."


Seit den Ereignissen in Fukushima mobilisieren sich in Frankreich Umweltorganisationen, Volksvertreter/innen und Bürger/innen. Sie bekunden öffentlich Solidarität mit dem japanischen Volk und fordern den Atomausstieg. Vor allem besteht das dringende Bedürfnis, eine Debatte über Energieerzeugung in „Nuklear-Frankreich" offiziell zu starten. Die Franzosen wollen ihre Energiepolitik wählen und bestimmen können. Die Reaktionen der französischen Regierung sind unbefriedigend, ihre Antworten auf die Forderungen sind ausweichend. Ich habe Aussagen von Anti-AKW-Kundgebungen-Veranstalter/innen aus vier Regionen Frankreichs gesammelt. An einem Tag habe ich mehr als 20 Antworten erhalten: Der Frust sitzt tief, es wird neidisch nach Deutschland geschaut. Die Hoffnung ist groß, dass sowohl die Anti-AKW-Bewegungen in Deutschland als auch die Energiepolitik Merkels die der französischen Regierung beeinflussen können.

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