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Luftzug vom Altenteil
Viel Kurioses hat das Wahlwochenende hervorgebracht. In Baden-Württemberg wurde ein Regierungschef abgewählt, der nie gewählt wurde (Stefan Mappus rückte 2009 für EU-Kommissar Günther Oettinger nach). Die CDU dort verlor nur halb so viel wie die SPD in Rheinland-Pfalz, darf aber im Unterschied zu dieser nicht weiterregieren. Und die SPD, die in beiden Ländern ein allenfalls schmählich zu nennendes Ergebnis erzielte, wird dafür jeweils mit der Regierungsverantwortung belohnt. Da könnte man schon fast langweilig finden, wenn nun einer der Altliberalen zur Palastrevolte in der FDP aufruft.
Nichts anderes geschieht, wenn Gerhart Baum die Jungkader seiner Partei zur Machtprobe anstachelt. Das ist alles andere als normal – außer für Wolfgang Kubicki, der sich wahrscheinlich auch auf dem Altenteil kein Schweigegelübde auferlegen lassen wird. Gerhart Baum hingegen gilt nicht nur als Ehrenmann – Achtung: wichtig! –, sondern als mit den Spielregeln beim politischen Generationenwechsel vertraut und ihnen aus Überzeugung ergeben. Danach hat man aus dem Amt mit Würde zu scheiden und sich zurückzuhalten, auch wenn einem noch so stinkt, was die Nachfahren treiben. Baum fordert den Parteinachwuchs auf, zur Tat zu schreiten, was wohl soviel heißt, wie notfalls den Chef zu stürzen. Ein wenig schimmert da die Sehnsucht nach guten liberalen Zeiten der Partei durch und der Frust über bisherige Entwicklungen. Aber es ist ein trauriges Klappern, das sich hier erhebt nach so langem Schweigen. Und allzu tief ist der Veränderungswunsch auch nicht, sondern fast schon wieder kurios, wenn er ausgerechnet Lindner und Rösler angetragen wird
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