Tarifverhandlungen auf dem Bau gescheitert
Schlichtung wird angerufen
Berlin (dpa/ND). Die Tarifverhandlungen für die bundesweit 700 000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe sind am frühen Donnerstagmorgen gescheitert. Wie beide Seiten nach 16-stündigen Gesprächen in der dritten Runde mitteilten, konnten sich die Arbeitgeber und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) nicht auf ein höheres Einkommensniveau einigen.
Die IG BAU hatte 5,9 Prozent mehr Geld verlangt. Die Arbeitgeber boten in der Nacht in einer neuen Offerte zwei Erhöhungsstufen von je 2,5 Prozent an – zum 1. April 2011 und zum 1. April 2012 bei 24-monatiger Vertragslaufzeit. Dies lehnte die Gewerkschaft ab. Von den jeweils 2,5 Prozent sollten 2,0 Prozent dauerhaft und 0,5 Prozent per Einmalzahlung gezahlt werden, sagte ein IG-BAU-Sprecher. »Die Arbeitgeber haben sich in einer Blockadehaltung verrannt, die nicht mehr nachvollziehbar ist«, sagte der IG BAU-Verhandlungsführer Dietmar Schäfers. Die sehen das anders und teilten nach Ende der Verhandlungen mit, man habe der Gewerkschaft ein akzeptables Angebot gemacht. Die Gespräche seien im Wesentlichen daran gescheitert, dass man sich nicht auf die Lohnangleichung in Ost und West einigen habe können.
Konkret konnten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft nicht auf eine Angleichung der Mindestlöhne in Ost- und Westdeutschland verständigen. Die Arbeitgeber hätten zwar eine Erhöhung des Ost-Stundenlohns um 25 Cent angeboten, berichtete der Gewerkschaftssprecher. Dies hätte aber zum Teil mit einem Lohnverzicht der Westbeschäftigten ausgeglichen werden sollen. Derzeit liegt der Mindestlohn Ost am Bau bei 9,50 Euro und im Westen bei 10,90 Euro.
Der Vorstand der IG BAU werde nun formal über das Scheitern der Verhandlungen beraten und dann voraussichtlich die Schlichtungsstelle anrufen, so der Sprecher. Als Schlichter wird nun der Ex-Wirtschaftsminister und Ex-Sozialdemokrat Wolfgang Clement angerufen, der auch schon im Vorjahr als Schlichter aktiv war.
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