- Kommentare
- kommentiert
Selektive Menschenwürde
Wenn es um das ungeborene Leben geht, bleibt in Deutschland wenig von der aufgeklärten Trennung von Staat und Kirche, die in der Debatte über nichtchristliche Religionen gern beschworen wird. Dummerweise trifft man bei politischen Entscheidungen dann auch die gleiche Bigotterie an. Egal, wie der Bundestag letztendlich über die Frage der Gentests an künstlich erzeugten Embryonen entscheiden wird, über der ganzen Debatte schwebt das Gespenst der Menschenwürde, die sich mit einer wie auch immer gearteten Selektion nicht verträgt. Die Kritiker solcher Gentests werfen jenen Eltern und Ärzten, die sich – oft nach mehreren bitteren Totgeburten – um ein halbwegs gesundes Kind bemühen, vor, die Menschenwürde aussortierter Embryonen zu verletzen.
Doch bemerkenswerterweise sind es oftmals die gleichen Politiker, vorzugsweise aus den beiden »christlichen« Parteien, die die Selektion der heranwachsenden Kinder von der Kita bis zur Uni bis aufs Messer verteidigen. So sabotiert die Bundesregierung die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention unter anderem durch eine irreführende Übersetzung des Konventionstextes. Aus »Inklusion« wurde die verwaschene »Integration« und im Ergebnis werden in Deutschland behinderte Kinder auch weiter in Förderschulen getthoisiert. Nicht zu reden davon, dass das Schulsystem eine einzige Sortieranlage ist. Doch da will auf einmal kaum noch einer etwas von Menschenwürde hören.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.