Unüberhörbar
Standpunkt von Gabriele Oertel
Keiner hat gesagt, dass ein neues politisches Projekt ohne Schmerzen geboren wird oder ohne Irritationen heranwächst. Keiner hat bestritten, dass Väter und Mütter dieses Projektes im Laufe der mühsamen Entwicklungszeit nicht auch Fehler machen – weil sie ihr Kind verhätscheln oder überfordern oder am liebsten ganz für sich alleine haben wollen. Unverzeihlich ist nur, wenn sie den Winzling im Regen stehen lassen.
Aber genau das passiert gegenwärtig bei der Linkspartei. Seit den wenig berauschenden Ergebnissen bei den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg streiten die Genossen. Ginge es um die Analyse des Misserfolgs, um Lehren für Künftiges, wäre das in Ordnung. Ginge es um Strategien oder auch um Taktik – es hätte mit der Zukunft der Partei, mit Wachsen und Gedeihen des Kindes zu tun, auf das so viele im Lande sehr viel Hoffnung setzten. Aber stattdessen findet ein unsäglicher Zoff um Personen statt. Wie hältst du es mit Lafontaine, scheint zur eigentlichen Glaubensfrage geworden zu sein. Kaum zu glauben, dass das dem Saarländer schmeichelt. Denn es ist zu wenig für eine gesellschaftliche Alternative, die aus der Taufe gehoben wurde, um Interessen derer Gehör zu verschaffen, die von den anderen Parteien im wahrsten Wortsinn links liegengelassen werden.
Zu hören ist von der LINKEN derzeit viel. Nur wenig von dem, was die Wähler erwarten. Nicht ausgeschlossen ist, dass die sich irgendwann die Ohren zuhalten.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.