Appell an gute Nerven in der Linkspartei

Sondertreffen mit Landesvorsitzenden vereinbarte in »schwieriger Phase« inhaltliche Schwerpunkte

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Linkspartei bemüht sich, durch inhaltliche Arbeit wieder in die Offensive zu kommen. Bei einem außerordentlichen Treffen des Vorstands mit den Landesvorsitzenden einigte man sich auf Schwerpunkte.

Berlin (ND-Kalbe). »Der Zustand der Partei könnte besser sein«, lautet die Zustandsbeschreibung von Klaus Ernst. Man habe sich geeinigt, die Situation als Chance für einen Neuanfang zu nutzen, sagte der Parteivorsitzende am Rande eines außerordentlichen Treffens mit den Landes- und Fraktionsvorsitzenden der Partei am Montag in Berlin. An dem Treffen nahm auch der saarländische Linksfraktionschef Oskar Lafontaine teil.

Am Wochenende war bereits der Vorstand zu einer außerordentlichen Beratung in Berlin zusammengekommen. Der dort verabschiedete Beschluss enthält die Einschätzung, die LINKE befinde sich »in einer schwierigen Phase, die wir nur gemeinsam überwinden können. Dazu braucht man Ausdauer, dazu braucht man Disziplin, dazu braucht man gute Nerven, dazu braucht man Zusammenarbeit ...«

Um nach den selbstzerstörerischen Debatten der letzten Wochen und Monate wieder in die Offensive zu kommen, soll sich die Partei auf ihre gemeinsame Idee besinnen – »die Idee einer gerechten Gesellschaft«. Zugleich ist dabei offenkundig eine Erweiterung des Blickfeldes vereinbart worden. Den gesellschaftlichen Debatten und Themen wolle man ein »linkes Gesicht« verleihen, wie Klaus Ernst formulierte. So führt der Vorstandsbeschluss vom Wochenende zum Thema »soziale Energiewende« das Ziel der Partei auf, »mit der Macht der Energiekonzerne zu brechen«. Deren Profite müssten der Finanzierung der Energiewende sowie der Finanzierung von Sozialtarifen für Menschen mit geringem Einkommen dienen. Die LINKE fordert die Wiedereinführung einer staatlichen Energiepreisaufsicht und den »sofortigen Einstieg in den Atomausstieg«. Außerdem wird das Ziel bekräftigt, für einen »radikalen Privatisierungsstopp« im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge zu wirken – die Rede ist von Energie, von Bildung, von Gesundheit, von Wohnungen, von Wasser und Abwasser, von kommunalen Betrieben: »Wir wollen endlich das Eigentum in den Besitz der Bürgerinnen und Bürger zurückgeben.«

Gesetzliche Mietobergrenzen und das Eindämmen von Immobilienspekulationen durch die Einführung einer Gewinnsteuer bei Weiterverkäufen sind ein weiterer Schwerpunkt auch in den künftigen Wahlkämpfen der Partei. Aufgeführt sind zudem »sichere und ausreichend bezahlte Arbeit zu menschenwürdigen Bedingungen«, die Einführung einer Millionärssteuer und die sofortige Beendigung des Krieges in Libyen sowie der Abzug aus Afghanistan. Im Beschluss werden »alle Genossinnen und Genossen« aufgerufen, den Wiedereinzug starker linker Fraktionen in die Bremische Bürgerschaft und in die Landtage Mecklenburg-Vorpommerns und Berlins zu unterstützen. Eine Umfrage sah die LINKE in Berlin zuletzt bei nur noch zehn Prozent.

Der Geschäftsführende wie der Erweiterte Vorstand hatten angekündigt, Möglichkeiten einer engeren Einbeziehung der Landesverbände in die Diskussions- und Entscheidungsprozesse des Vorstandes zu prüfen. Zu konkreten Vereinbarungen sei man zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch noch nicht gekommen, teilte Klaus Ernst auf Nachfrage mit.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.