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Knisterndes Packpapier
Beim Figurentheaterfestival in Erlangen geht es nicht nur um niedliche Puppenstücke für Kinder
Erlangen. Es knistert. Minutenlang wächst auf der Bühne ein Berg aus Packpapier in die Höhe, ehe sich mühsam der erste Protagonist daraus hervorschält. Die Compagnie Philippe Genty aus Frankreich hat am Freitagabend im Erlanger Markgrafentheater das 17. internationale Figurentheaterfestival eröffnet.
Das Stück »Voyageurs Immobiles« nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise: Die Reisenden sind mal Puppen, mal Menschen, mal Akrobaten, mal Sänger. Sie schwimmen in Umzugskisten auf dem Meer oder stranden in der Wüste. Sie durchleben Kriege und Katastrophen, sehen das Werden und Vergehen von Städten.
Übersteigerte Gesten, Lieder, Lachen, Kreischen begleiten die Reisenden, die damit Unsicherheit und Verlorenheit abstreifen wollen. Das Stück ist ein Sammelsurium manchmal skurriler, manchmal absurder Einfälle. Wenn einer seine Kopfmaske aus Pappmaché mit Messer und Gabel so traktiert, als wolle er seine eigene Hirnmasse aufessen, kann man das lustig finden – muss man aber nicht. Dem Publikum im ausverkauften Markgrafentheater gefällt es. Auch als jeder der Protagonisten mehrere Babypuppen im Arm hält und ein Mann eine Puppe an seiner Brust säugen lässt, brandet Gelächter auf. »Voyageurs Immobiles« ist ein Klassiker in der Szene, von Genty bereits 1997 konzipiert. Nun hat er es gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Choreografin Mary Underwood, neu inszeniert. Bis zum 22. Mai zeigen in Erlangen, Nürnberg, Fürth und Schwabach Protagonisten des Figuren-, Bilder- und Objekttheaters aus aller Welt ihre Projekte und Inszenierungen.
Die Grenzen zwischen den Genres sind fließend, das Festival begreift sich als spartenübergreifend: Der Österreicher Klaus Obermaier etwa präsentiert eine Produktion, in der Tanz und Videoprojektion verschmelzen.
Es geht beim Figurentheaterfestival eben keinesfalls nur um niedliches Puppentheater für Kinder – wobei natürlich auch der Theaternachwuchs nicht zu kurz kommt: Aufführungen speziell für Kinder bieten etwa das Berliner Figurentheater Kobalt mit dem Stück »Katze Minki findet Freunde« oder das Erlanger Theater Kuckucksheim mit dem Michael-Ende-Klassiker »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«.
Ein großer Teil der Stücke aber richtet sich an das erwachsene Publikum – und widmet sich auch brandaktuellen gesellschaftskritischen Fragen. Das Junge Theater Konstanz etwa bringt 20. Mai den Literatur- und Filmklassiker »A Clockwork Orange« auf die Figurentheaterbühne: Es geht um Gewaltexzesse Minderjähriger, um Verrat und Rache.
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