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Neue Hoffnung für Genossenschaftsmodell

Finanzinvestor Carlyle soll Angebot zur Übernahme von hessnatur zurückgezogen haben

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.
Im Tauziehen um die Zukunft des Ökotextil-Spezialversandhauses Hess-Natur-Textilien GmbH (hessnatur) mit Sitz im mittelhessischen Butzbach schöpfen Belegschaft und Verfechter eines Genossenschaftsmodells neue Hoffnung.

Ihre Zuversicht, dass der Betrieb entgegen früherer Befürchtungen doch nicht in die Hände des Finanzinvestor Carlyle Group gelangt, stützt sich auf eine aktuelle Meldung der »Frankfurter Allgemeine Zeitung« (FAZ). Carlyle habe von einem Gebot für hessnatur Abstand genommen und den Rückzug angetreten, berichtete das Blatt am Wochenende.

»Das wäre ein toller Erfolg für die Genossenschafts-Initiative hnGeno, die damit Carlyle erfolgreich abgewehrt hätte«, kommentierte der Betriebsratsvorsitzende Walter Strasheim-Weitz die Meldung. Sie sei auch eine gute Nachricht für alle hessnatur-Kunden, die seit Dezember Protest gegen den US-Investor bekundet hätten.

Die hnGeno wurde im Frühjahr von Betriebsratsmitgliedern, Beschäftigten und Kunden mit Unterstützung von Attac-Aktivisten, Genossenschaftsexperten und Verfechtern einer Solidarischen Ökonomie gegründet. Sie wirbt derzeit um Mitglieder und Einlagen ab 250 Euro und will im anstehenden Bieterverfahren den Betrieb erwerben.

Berichte über ein Interesse von Carlyle am Ökomode-Marktführer hessnatur hatten Ende 2010 Proteste und eine hektische Betriebsamkeit ausgelöst. Zuvor hatte Carlyle im Zuge der Arcandor-Pleite bereits andere Spezialversender aus dem »Karstadt-Quelle-Mitarbeiter-Trust« übernommen. Weil zum Carlyle-Imperium namhafte Unternehmen aus der Luftfahrt- und Rüstungsindustrie gehören und ihm das Image eines »Heuschreckenfonds« anhafte, passe der Konzern mit hessnatur »so gut zusammen, wie der Teufel und das Weihwasser«, so Strasheim-Weitz. Die Verflechtung von Carlyle mit der Rüstungsindustrie und der Bush-Administration hatte auch der Regisseur Michael Moore in seinem Film »Fahrenheit 9/11« dokumentiert.

Die Kunden von hessnatur gelten als anspruchsvoll, weil sie Wert auf sozial und umweltverträglich hergestellte Textilien legen. Zu den Sozialstandards für die Lieferanten gehören auch Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) wie der Verzicht auf Zwangsarbeit, Kinderarbeit sowie die Verankerung von Gewerkschaftsrechten und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen.

Da jedoch laut FAZ noch »mehrere Investoren« ein Auge auf den Betrieb geworfen haben, sieht sich die hnGeno nicht am Ziel. »Sofern sich Investoren finden, die ähnlich aufgestellt sind wie Carlyle, werden sich mit Sicherheit die hessnatur-Kunden und die hnGeno mit weitaus höherem Engagement dagegen wehren«, kündigt Strasheim-Weitz an. Schließlich sei hessnatur eine »Perle, die sowohl ethisch als auch ökonomisch glänzt«. Nun komme es darauf an, »noch mal richtig Gas zu geben und alle Beteiligten davon zu überzeugen, dass die Zukunft von hessnatur in der Genossenschaft liegt«, so der Betriebsrat und Genossenschaftsvorstand.

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