Bühne für »Leinwandhelden«

Auf »Mein Schiff 2« gibt es die einzige Malschule auf hoher See

  • Heidi Diehl
  • Lesedauer: 4 Min.
Kunstmaler Fredo Ouvrier gibt kleine Hilfen und ist überzeugt, dass in jedem ein Künstler steckt.
Kunstmaler Fredo Ouvrier gibt kleine Hilfen und ist überzeugt, dass in jedem ein Künstler steckt.

Die junge Frau in ihrem schicken Matrosenhemd sieht es ganz pragmatisch: Warum sie male, wo es doch so viele Möglichkeiten auf dem neuen TUI-Kreuzfahrer »Mein Schiff 2« gibt, die Zeit zwischen zwei Ankerorten zu verbringen? Warum nicht, antwortet sie schlagfertig, dann komme ich nicht in Versuchung, mich den ganzen Tag von einem Restaurant zum nächsten zu schlemmen. Und außerdem macht's Spaß.

Jens Jacobsen, der »Erfinder« der einzigen Malschule auf einem Kreuzfahrtschiff, hört das gern. Er ist nicht nur davon überzeugt, dass Malen Spaß macht und dass jeder malen kann, sondern auch froh, dass sein Vorschlag die »Meeresmaler« auf schwankenden Planken zu etablieren, bei den Chefs von TUI Cruises auf offene Ohren stieß. Dem Designer aus Kiel, der dort auch eine Malschule für Kinder und Jugendliche hat, kam die Idee vor vier Jahren, als er mit den jungen Leuten an der Kieler Förde saß und Skizzen machte. »Da fuhren die Pötte vorbei, und man fragt sich, wohin die Reise wohl geht und was die Leute unterwegs so alles an Bord machen«, erzählt er. Man müsste mitfahren und mit den Gästen all die Erlebnisse und Reiseeindrücke mit Pinsel und Farbe zu Papier bringen, sagte er seiner Frau. Die Idee ließ ihn nicht mehr los und so bewarb er sich damit bei verschiedenen Kreuzfahrtunternehmen. Richard J. Vogel, Geschäftsführer der TUI Cruises GmbH, fand sie auf Anhieb toll und startete Ende letzten Jahres einen Testlauf auf der »Mein Schiff«, das seit fast zwei Jahren über die Weltmeere fährt. Weihnachten waren die »Meeresmaler« mit an Bord. Viele – und nicht nur Kinder – verwandelten sich in der schwimmenden Malschule zu begeisterten »Leinwandhelden«. Am Ende der Fahrt gab es eine Ausstellung mit all den Kunstwerken, die auf hoher See entstanden waren, und natürlich durfte jeder sein Kunstwerk mit nach Hause nehmen.

Auf der jüngeren Schwester, der »Mein Schiff 2«, die am 14. Mai in Hamburg getauft wurde, kann man nun 365 Tage im Jahr malen. Die Eleven werden betreut von Fredo Ouvrier, einem studierten Kunstmaler, der auch Leute begeistert, die überzeugt sind, nichts Ansehenswertes auf die Leinwand zu bringen. »Eigentlich muss ich gar nicht mehr als ein paar Tipps geben, spätestens nach zwei Stunden hält jeder sein erstes Bild stolz in den Händen«, erzählt er. Die junge Frau, die lieber den Pinsel schwingt als Pasta schlemmt, nickt zustimmend: »Ich bin richtig begeistert, das habe ich mir vor ein paar Stunden noch nicht träumen lassen.«

Vielleicht helfen ja auch die Malkittel ein bisschen, die Fantasie zu beflügeln. Denn die sehen nicht nur so aus, es sind echte Matrosenhemden. Mit ihren früheren Trägern waren sie auf allen sieben Weltmeeren unterwegs, ehe sie nun ein zweites Leben bei den »Meeresmalern« bekamen.

Neben denen gibt es noch eine ganze Reihe anderer Möglichkeiten, einen großen Bogen um die acht Restaurants und Bistros sowie zehn Bars und Lounges auf dem Schiff zu machen, obwohl es echt schade wäre. Nicht nur, weil fast alle Speisen und Getränke mit dem Reisepreis bereits bezahlt sind, sondern weil sie gewissermaßen auch als Ankerplätze des guten Geschmacks kulinarisch auf die tatsächlichen an Land einstimmen.

Während die Erwachsenen vielleicht gemütlich ein Buch in einer der vielen Lümmelecken an Bord lesen oder die Ruhe in der Sauna mit Blick aufs Meer genießen wollen, können sich die Kinder anderswo ungestört austoben. In der »Insel der Seeräuber« beispielsweise, wo die »Alten« draußen bleiben. Genau wie in »Sturmfrei«, dem Klub für die Generation Himmelhochjauchzendzutodebetrübt.

»Mein Schiff 2« und seine zwei Jahre ältere Schwester verstehen sich als Kreuzfahrtschiffe für jede Altersgruppe weit entfernt von allen verstaubten Klischees. Feste Tischordnungen und -zeiten gibt es genau so wenig wie den Zwang zum kleinen Schwarzen und Smoking.

In den Sommermonaten wird die »Mein Schiff 2« vor allem in der Ostsee und im Mittelmeer unterwegs sein, im Winter geht's in die Karibik. Da finden sich genug Motive für die »Meeresmaler«.

Infos und Buchung: TUI Cruises GmbH, Anckelmannsplatz 1, 20537 Hamburg, Tel.: (40) 28 66 77-111 E-Mail: Info@tuicruises.com, www.tuicruises.com

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.