Neue Runde im UN-Klimapoker
Arbeitskonferenz in Bonn begonnen / Kaum Fortschritte bei CO2-Reduktionszielen zu erwarten
Bonn (dpa/ND). Delegierte aus über 190 Staaten sind am Montag zu einer UN-Klimakonferenz zusammengekommen. Auf dem knapp zweiwöchigen Treffen auf Arbeitsebene soll der nächste Weltklimagipfel Ende des Jahres in Durban (Südafrika) vorbereitet werden. Die Regierungsvertreter knüpfen an die Ergebnisse des Gipfels von Cancún (Mexiko) Ende 2010 an. Erwartet werden nach Angaben aus Delegationskreisen schleppende Verhandlungen ohne Aussicht auf einen Durchbruch hinsichtlich eines Weltklimavertrags.
Die neue Verhandlungsrunde steht im Zeichen eines alarmierenden Anstiegs des weltweiten Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2). Nach Angaben der Internationalen Energieagentur stiegen die Treibhausgas-Emissionen 2010 geschätzt auf insgesamt 30,6 Gigatonnen an – ein neuer Rekordwert. Die Chefin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, sprach von einer »klaren Warnung« an die Regierungen, beschleunigt zu Fortschritten in den Verhandlungen zu kommen und einen »gefährlichen Klimawandel zu vermeiden«.
Nach dem weitgehend gescheiterten Klimagipfel von Kopenhagen 2009 war auch ein Jahr später in Cancún kein neues UN-Klimaabkommen zustande gekommen. Ob dies in Durban (28. November bis 9. Dezember) gelingen wird, ist sehr fraglich. Zu erwarten sei eher, dass nach dem Start in Cancún weiter die »Architektur« eines künftigen Klimaschutzes unter dem UN-Dach festgelegt werde, hieß es aus Delegationskreisen in Bonn.
Dabei drängt die Zeit: Das Kyoto-Protokoll als bisher einziger verbindlicher internationaler Klimavertrag läuft Ende 2012 aus. Eine Verlängerung, die vor allem von den Schwellen- und Entwicklungsländern gefordert wird, ist derzeit strittig und blockiert. Russland und Japan lehnen eine Fortführung ab, solange die USA nicht auch dabei sind. Umweltverbände warnen vor katastrophalen Klimafolgen, falls es ab 2013 kein Abkommen mehr gibt.
In Cancún war die internationale Staatengemeinschaft erstmals offiziell übereingekommen, den globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad Celsius (gegenüber vorindustriellem Niveau) zu begrenzen. Vereinbart wurde außerdem, die ärmeren Länder beim Klimaschutz durch einen globalen Fonds finanziell zu unterstützen. Offen blieb, um wie viel jedes einzelne Land seine Treibhausgas-Emissionen reduzieren soll, damit das globale Zwei-Grad-Ziel erreicht werden kann. Unklar ist ferner, woher die Milliarden für den Klimafonds kommen sollen.
Mit den bisher freiwillig von Ländern und Ländergruppen zugesagten CO2-Minderungen wird es Experten zufolge einen Temperaturanstieg um drei bis vier Grad Celsius geben. Deshalb muss es hier weitere Bewegung geben. Für Bonn sind die Erwartungen in diesem Punkt allerdings sehr gedämpft. Schon die Vorläufer-Konferenz im April in Bangkok hatte kaum greifbare Ergebnisse produziert. Deshalb dürfte in Bonn zunächst einmal erneut über das weitere Vorgehen, den »Arbeitsplan«, gerungen werden. Daneben steht die Umsetzung und Konkretisierung der Cancún-Vereinbarungen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels, zum geplanten Klimafonds und zum Transfer von klimafreundlicher Technologie im Vordergrund.
Die Umweltstiftung WWF forderte, dass in Bonn in wichtigen Themenbereichen echte Fortschritte erreicht werden, damit diese in Durban abgeschlossen und vereinbart werden können. »Wir brauchen rasche Erfolge im Kampf gegen den Klimawandel, wir haben keine Zeit für diplomatische Ränkespiele«, sagt Barbara Lueg, WWF-Referentin für internationale Klimapolitik, die die Verhandlungen in Bonn verfolgt. »Wir müssen jetzt eine emissionsarme Zukunft vorantreiben.« Dabei sollten die Industrieländer bei den Emissionsminderungen »Vorarbeit leisten« und zudem den Klimafonds »umgehend mit Geld ausstatten«.
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