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Israel beschuldigt Syrien wegen Golan-Protest

23 Tote bei Demonstration gegen Besatzung / UNO-Generalsekretär ruft zur Zurückhaltung auf

  • Lesedauer: 3 Min.
Nach dem Grenzsturm Hunderter Palästinenser auf den annektierten Golanhöhen legt Israel bei den Vereinten Nationen offiziell Beschwerde gegen Syrien ein.

Jerusalem/Damaskus (Agenturen/ND). Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums in Jerusalem bestätigte am Montag eine solche Beschwerde gegen Syrien. Israel wirft der Regierung in Damaskus vor, sie missbrauche die palästinensischen Demonstranten, um von den Unruhen im eigenen Land abzulenken. Am Montag blieb es an der Grenze zu Syrien weitgehend ruhig, obwohl Demonstranten sich weiter in Grenznähe aufhielten.

Am Sonntag waren nach syrischen Berichten an der Grenze 23 Menschen getötet und 350 weitere verletzt worden. Bei den Toten handelt es sich nach Angaben der Aktivisten um 17 Palästinenser und 6 syrische Sympathisanten, die zum Teil aus weit entfernten Ortschaften stammen. Darunter waren auch eine Frau, ein zwölfjähriger Junge und ein Journalist. In mehreren palästinensischen Flüchtlingslagern in Syrien wurden die Toten am Montag unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Die israelische Armee bestritt diese Angaben. Die Armee habe Kenntnis von »zehn Toten und Verletzten durch Brandsätze der Krawallmacher«, sagte eine Sprecherin.

Die Demonstranten hatten am sogenannten Naksa-Tag versucht, die Grenze zu den von Israel besetzten Golanhöhen zu überrennen. Die israelische Armee blieb deswegen am Montag weiter in erhöhter Alarmbereitschaft. Eine Armeesprecherin in Tel Aviv sagte, die Soldaten hätten Anweisung erhalten, niemanden von Syrien aus über die Grenze zu lassen. Naksa bedeutet Rückschlag. Die Palästinenser wollten mit den Protesten an die Eroberung des Westjordanlands, des Gaza-Streifens und Ost-Jerusalems sowie der Golanhöhen durch Israel während des Sechstagekriegs von 1967 erinnern.

Erst am 15. Mai waren bei einer Kundgebung auf den Golanhöhen gegen die Gründung Israels 1948 vier Menschen durch israelische Sicherheitskräfte getötet worden.

Der israelische Vizeaußenminister Danny Ajalon warf dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad vor, er setze die Demonstranten als »Kanonenfutter« gegen Israel ein. Israel habe das Recht und die Pflicht, seine Souveränität zu verteidigen, sagte er dem israelischen Rundfunk am Montag. Das syrische Staatsfernsehen strahlte am Sonntag eine Dokumentation mit dem Titel »Der Golan in meinem Herzen« aus.

Nach Angaben der israelischen Armee hatte man die palästinensischen Demonstranten über Lautsprecher in arabischer Sprache dazu aufgerufen, die Waffenstillstandslinie nicht zu überschreiten.

Unterdessen hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon alle Beteiligten zu Zurückhaltung aufgerufen. Der Generalsekretär bedauere »den Verlust von Leben« und verurteile »die Anwendung von Gewalt und alle Handlungen, die Gewalt provozieren können«, erklärte ein Sprecher Bans am Montag in New York. Es gelte, »höchste Zurückhaltung« zu wahren und das Völkerrecht zu achten, um Zivilisten zu schützen.

Ban erklärte, die UN-Mission UNDOF auf den Golanhöhen werde die Ereignisse untersuchen und helfen, die Lage zu beruhigen.

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