Untauglich
Standpunkt von Jürgen Reents
Waren Hannah Arendt, Martin Buber, Albert Einstein und die Mitstreiter linkszionistischer Strömungen wie Brit Shalom Antisemiten? Sie engagierten sich für einen säkularen, demokratischen Staat, in dem Juden und Araber gemeinsam leben. Buber warnte einst: »Das Nebeneinander zweier Völker auf dem gleichen Territorium muss, wenn es sich nicht zum Miteinander entfaltet, zum Gegeneinander ausarten.« Ihre binationale Idee zerbrach an der unnachgiebigen, sich gegenseitig bedingenden Haltung arabischer Nationalisten wie der Mehrheit der zionistischen Bewegung: Die einen wollten keine weitere jüdische Einwanderung in das frühere »Mandatsgebiet Palästina« dulden, die anderen ausdrücklich einen »jüdischen Staat Israel« gründen. Der Traum eines gemeinsamen Staates wurde auf unabsehbare Zeit irreal, ist es nach all dem gewachsenen Unfrieden heute wohl mehr denn je.
Solche Ideen nun aber als antisemitisch zu geißeln, blieb der Linksfraktion vorbehalten. Ihr Beschluss zeugt – und das ist die vorsichtigste Formulierung – von geschichtlicher Unkenntnis. Die treffendere ist: Die Bundestags-LINKE versucht sich mit untauglichen Argumenten bis hin zum Denkverbot vor Vorwürfen des Antisemitismus zu schützen, die ihre Abgeordnete Luc Jochimsen noch kürzlich im Bundestag als »Stimmungsmache« zurückgewiesen hat. Zu glauben, dass damit eine klärende Antwort auf in der Tat nötig zu beantwortende Fragen gefunden wurde, ist ideologische Selbsttäuschung.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.