Ein bisschen Weiterbauen

Kommentar von Markus Drescher

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Bahn will also weiterwerkeln am Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 und nächste Woche die »Bautätigkeiten hochfahren«. Allerdings nicht allzu hoch, denn bis die Ergebnisse des Stresstests vorliegen, sollen keine »unumkehrbaren Fakten« geschaffen werden. Die Ankündigung des Weiterbauens auf niedrigem Niveau offenbart: Klar ist nur, dass der Baustopp zu Ende ist, am ungewissem Ausgang der Auseinandersetzung um Stuttgart 21 hat sich jedoch wenig geändert – nach wie vor stehen Stresstest und Volksabstimmung bevor. Deshalb dürfte die Bahn wohl auch zögern, mehr als vorbereitende Arbeiten zu riskieren.

Mindestens bis zum Volksentscheid wird das Taktieren also munter weitergehen in Baden-Württemberg – und auch wieder die Auseinandersetzung auf der Straße. Kommen die Bagger, werden die S21-Gegner zur Stelle sein. Ein spannendes Szenario. Die neue Landesregierung wird zum ersten Mal mit dem Ernstfall konfrontiert sein, den Demonstranten gegenüberzustehen, von denen eine Mehrzahl mit ihrer Stimme bei der Landtagswahl mit dafür gesorgt haben dürfte, dass Grün-Rot an die Macht kommt. Eine enorme Herausforderung. Um jeden Preis verhindern müssen die Verantwortlichen Polizeigewalt gegen Protestierer. Gäbe es auch nur annähernd so blutige Bilder wie im letzten September, als Blockierer von der Straße geknüppelt und gespritzt wurden, es wäre vorbei mit dem Anspruch, eine »Bürgerregierung« zu sein. Auf der anderen Seite: Gelingt es tatsächlich, besonnen mit den Demonstrationen umzugehen, könnte das die Sympathiewerte bei vielen zumindest erhalten, wenn nicht sogar steigern. Auch hier gilt: Klar ist nur, dass alles offen ist.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.