Lesen, sammeln, tauschen

Mit der Fußball-WM 2011 fällt auch die ein oder andere Männer-Domäne

Lang ist es her, dass der »Kicker« ein Sonderheft zum Frauenfußball herausgegeben hat. Der ehrenwerte Versuch des Fachmagazins zur Bundesliga-Saison 1990/91 floppte derart, dass erst 21 Jahre später der zweite folgt. Pünktlich zur WM 2011 sind seit Montag knapp 130 000 Exemplare im Handel. Nur zum Vergleich: Die Ausgabe zur WM 2010 der Männer in Südafrika wurde rund 400 000 Mal verkauft. Ein mutiger Schritt ist es bei der seit langem medial geschürten Begeisterung wohl nicht, einer in die richtige Richtung allemal.

Diesen ist das selbst ernannte Magazin für Fußballkultur »11 Freunde« schon vor zwei Jahren gegangen. Seit 2009 hat das große monatliche Heft eine kleine Schwester. Doch auch »11 Freundinnen« erlebt mit der Juni-Ausgabe zur Weltmeisterschaft eine Premiere: Vom Beileger zum eigenen Sonderheft. Auf jeweils gut hundert Seiten bieten beide Magazine den Fans vorab und begleitend genug Lesestoff.

Mit der insgesamt sechsten WM der Fußballerinnen fällt noch eine weitere Männer-Domäne.

Über 40 Jahre schon tauschen und sammeln Klein und Groß gleichermaßen die Panini-Bilder ihrer Idole – seit der WM 1970 in Mexiko. Nun kann man sich auch die Porträts von 336 Nationalspielerinnen ins dazugehörige Album kleben. Mit einem Unterschied: »Bei den Damen auf das Gewicht zu verzichten, hielten wir für charmanter«, erklärt Jens Presche, Panini-Produktmanager, eine Besonderheit.

Als »Meilenstein für den Frauenfußball« bezeichnet der Weltverband FIFA die Erstausgabe. Ob die Abziehbildchen tatsächlich ein Erfolg oder gar zum Klassiker werden, wird sich zeigen. Große Begeisterung haben sie aber jetzt schon ausgelöst – bei den Abgebildeten selbst. »Das ist eine tolle Erinnerung«, freut sich Abwehrspielerin Annike Krahn. Und, egal wen man aus der deutschen Mannschaft fragt, sie haben es früher alle gemacht. »Wenn man wieder etwas Geld hatte, hat man sich am Kiosk die nächsten Päckchen gekauft«, gesteht Simone Laudehr ihre Sammelleidenschaft. »Ich habe früher viele Alben gehabt«, erinnert sich Inka Grings.

Auch in der aktuellen Ausgabe der »Titanic« findet man Sammelbilder zur Weltmeisterschaft. Natürlich gewohnt skurril, wie es sich für ein ordentliches Satire-Magazin gehört. Ganz daneben liegt derweil der »Playboy«. Natürlich ist auch das »Heft zum Sommermärchen 2011« gewohnt freizügig, aber eine aktuelle Nationalspielerin, wie auf dem Titel angekündigt, findet man nicht. Der Kampf um die sportliche Anerkennung des Frauenfußballs ist wohl auch nicht das vorderste Anliegen des Blattes.

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