Olivenrepublik
Standpunkt von Kurt Stenger
Als Bananenrepubliken wurden früher Länder mit korrupten, autoritären Regierungen bezeichnet, die von einzelnen Großkonzernen eingesetzt waren und in deren Interesse agierten. Im Zeitalter deregulierter Finanzmärkte ist Dominanz abstrakter: Vermeintliche Sachzwänge geben in Krisensituationen politische Entscheidungen gewählter Regierungen wie derzeit in Griechenland vor.
Die Vertrauensabstimmung über Ministerpräsident Papandreou war dafür ein Testlauf – der bestanden wurde. Dafür gibt es viel Lob der Euro-Politiker von Brüssel bis Berlin. Nächste Woche kommt es dann zum Schwur, wenn das Parlament in Athen über das zusammengeschusterte neue Spar- und Privatisierungspaket abstimmt. Welche Wahl hat die Volksvertretung? Entweder sie segnet es ab oder sie tut es nicht und besiegelt den finanziellen Zusammenbruch. Die Kreditgeber von EU und IWF lassen ihr nicht einmal die Zeit, die Details zu beraten und zu verändern, obwohl diese schmerzhaft tiefe Einschnitte bergen.
Griechenland mutiert zu einer – sagen wir – Olivenrepublik unter der Knute der Finanzmärkte. Dies haben die Griechen nicht verdient, nicht die Protestierenden und auch nicht die große Mehrheit, die längst resigniert hat. Wenn das bisherige System nur noch zum Abnicken des angeblich Unausweichlichen da ist, verwundert es nicht, dass sich viele Menschen in Griechenland, aber auch in Spanien eine andere, direktere Form von Demokratie wünschen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.