Wovon Boeing nur träumt
Kommentar von René Heilig
Am Sonntag landete Boeings »Dreamliner« in Berlin-Schönefeld. Einen Tag zuvor gab die B 787 in Berlin-Tegel eine Vorstellung. Als Begrüßungskomitee war Air-Berlin-Chef Joachim Hunold, dessen Unternehmen gerade einmal 15 der Boeing-Träume orderte, erschienen. Er hatte einen Schauspieler namens Til Schweiger im Schlepptau. Als dann Rainer Schwarz, Sprecher der drittklassigen Berliner Flughäfen, auch noch »Airbus« fürs Kommen dankte, klang es wie Spott. Den Schaden hatte der global-gewaltige Boeing-Konzern ja bereits bei der gerade beendeten Pariser Luftfahrmesse in Le Bourget angehäuft.
Dort hatte Boeings Erzrivale Airbus abgeräumt. Die EADS-Tochter verbuchte insgesamt 730 Aufträge im Wert von 72,2 Milliarden Dollar. 418 feste Bestellungen, das war deutlich mehr als bei der Rekordmesse 2007. Boeing dagegen kam auf nur 142 Bestellungen und Absichtserklärungen im Wert von über 22 Milliarden Dollar, und dass der »Dreamliner« – auch Jahre nach seinem geplanten Auslieferungstermin – noch immer nur ein Traum ist, ließ sich auch mit noch so viel Werbung nicht kaschieren.
Der Höhenflug der EADS-Tochter wird Airbus-Chef Thomas Ender gewiss freuen. Denn im kommenden Jahr wird der oberste Chefsessel frei, auf dem derzeit Louis Gallois thront. Wenn dann noch – wie absehbar – die Großaktionäre Daimler und Lagardère aussteigen, ist Europas Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern Nr. 1 so eigenständig und mächtig wie noch nie. Dann wird er nicht nur Konkurrenten und Zulieferer übel knechten, er wird auch noch stärker als bislang Regierungen an der Leine führen und Steuertöpfe plündern. Wie das geht, hat Boeing vorgemacht.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.