Aufatmen und Fehler suchen
DFB-Damen schwärmen vom 2:1 gegen Kanada
Auch am Tag nach dem erhofften WM-Auftaktsieg kamen die deutschen Fußballerinnen nicht aus dem Schwärmen heraus. »Das war unglaublich, gigantisch, bombastisch«, beschrieb Linda Bresonik gestern ihre noch lebhaften Eindrücke vom 2:1-Erfolg gegen Kanada am Vorabend im ausverkauften Berliner Olympiastadion. Besonders die einmalige europäische Rekordkulisse von 73 680 Zuschauern hatte die Nationalspielerinnen beeindruckt. »Eine absolute Reizüberflutung«, meinte die Abwehrspielerin.
Ins Staunen brachte das Team des Deutschen Fußball-Bundes auch die Einschaltquote beim Eröffnungsspiel der sechsten WM. 14 Millionen Zuschauer verfolgten die Partie im Schnitt, 18 Millionen in den besten Momenten. »Ich dachte erst, ich hätte mich verhört«, sagte Organisationschefin Steffi Jones. »Das ist fantastisch. Unsere optimistischen Erwartungen wurden übertroffen. Die Hoffnung, dass der Funke ins Land überspringt, scheint sich zu erfüllen.«
Den erfolgreichen Turnierstart der Titelverteidigerinnen nicht so schnell vergessen wird Kerstin Garefrekes, die zur Spielerin der Partie gewählt wurde. »Das war ein ganz spezielles Spiel und der Moment meines Tores war unbeschreiblich«, kommentierte die Mittelfeldspielerin ihren Kopfballtreffer nach Flanke von Babett Peter, der die Stimmung so richtig angefacht hatte. Dass die Gastgeberinnen vor allem in der ersten Hälfte nicht ihre beste Leistung gezeigt hatten, interessierte am Tag danach nur noch am Rande. »Wir sind froh, die ersten drei Punkte zu haben«, sagte Bundestrainerin Silvia Neid, stellte aber auch gleich klar: »Das war nicht das, was wir können und was wir noch zeigen müssen in diesem Turnier.«
Bei Massagen und Regeneration stand deshalb gestern erstmal Aufatmen und Fehleranalyse auf dem Programm. »Wir haben nicht gut kombiniert und zu viele lange hohe Bälle gespielt«, meinte Neid. Außerdem versäumten es ihre Spielerinnen nach der 2:0-Pausenführung von Celia Okoyino da Mbabi das Spiel mit einer der zahlreichen guten Torchancen zu Beginn der zweiten Hälfte zu entscheiden. »Dass es am Ende noch mal eng wird, war unnötig«, meinte Spielführerin Birgit Prinz. Die Bundestrainerin konnte dem Freistoßtor von Kanadas Starstürmerin Christine Sinclair, die sich bei einem Ellbogenrempler einen Nasenbeinbruch zuzog, und den letzten unsicheren zehn Minuten ihrer Mannschaft immerhin noch etwas Positives abgewinnen: »Es hätte 2:2 oder höher für uns enden krönen. Ich bin froh, dass es nicht 4:0 ausgegangen ist. So weiß jede, dass noch einiges zu tun ist«, sagte Neid.
»Gegen Nigeria am Donnerstag wollen wir souveräner auftreten und unser Spiel durchsetzen«, versprach Okoyino da Mbabi, die gestern ein Ständchen, einen Kuchen und ein paar Geschenke zum 23. Geburtstag bekam, bevor das Team weiter zum nächsten Spielort Frankfurt am Main reiste.
Deutschland: Angerer - Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter - Laudehr, Kulig - Garefrekes, Okoyino da Mbabi (65. Grings), Behringer (71. Bajramaj) - Prinz (56. Popp).
Kanada: McLeod - Wilkinson, Chapman, Zurrer, Nault (46. Gayle) - Schmidt - Kyle (46. Parker), Matheson - Tancredi (80. Timko), Sinclair, Filigno.
Tore: 1:0 Garefrekes (10.), 2:0 Okoyino da Mbabi (42.), 2:1 Sinclair (82.).
Schiedsrichterin: Melksham (Australien). Zuschauer: 73 680 (ausverkauft).
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