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Rede
Der derzeitige Bundespräsident Wulff hat Beliebtheitswerte erreicht, die denen seiner Vorgänger und gewiss auch seiner Nachfolger in nichts nachstehen. Das befragte Volk hat vermutlich eingesehen, dass schlechte Umfragewerte das Amt des Bundespräsidenten beschädigen könnten. Noch vor einem Jahr hatten böse Spötter gesagt, »Wulff!« wäre das Geräusch, das man macht, wenn er eine Rede hält.
Die hohe Beliebtheit hat nun einen neuen Höhepunkt erreicht, nachdem der Bundespräsident mit einem zur Tradition gewordenen Brauch gebrochen hat und auf die »Berliner Rede« verzichtet hat. Die Opposition forderte daraufhin, die Berliner Rede in die Verfassung aufzunehmen und an die Schuldenbremse zu koppeln.
Begründet wurde die Tradition der Berliner Rede von Roman Herzog, der die berühmten Worte fand, es muss ein Ruck durch Deutschland gehen. Als Vorläufer gilt Bundespräsident Carstens, der befand, es muss ein Rucksack durch Deutschland gehen. Seitdem wird jedes Jahr mit Spannung erwartet, ob immer noch ein Ruck durch Deutschland gehen muss oder, wenn nicht, durch welches Land dann.
Das Signal der nicht gehaltenen Rede wird unterschiedlich gedeutet. Seit Horst Köhler tritt ein Bundespräsident zurück, wenn Widerspruch und Kritik ertönen. Dies wollte Wulff möglicherweise abwenden. Oder er wollte damit sagen, dass schon alles gesagt wurde und es nichts hinzuzufügen gibt. Es verbietet sich anzunehmen, dass er keine Ahnung hat und deshalb die Klappe halten wollte. Eher hatte er einfach keinen Bock, was ihn als obersten Repräsentanten des deutschen Volkes auswiese.
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