Rede

  • Bernd Zeller
  • Lesedauer: 2 Min.
Vignette: Bernd Zeller
Vignette: Bernd Zeller

Der derzeitige Bundespräsident Wulff hat Beliebtheitswerte erreicht, die denen seiner Vorgänger und gewiss auch seiner Nachfolger in nichts nachstehen. Das befragte Volk hat vermutlich eingesehen, dass schlechte Umfragewerte das Amt des Bundespräsidenten beschädigen könnten. Noch vor einem Jahr hatten böse Spötter gesagt, »Wulff!« wäre das Geräusch, das man macht, wenn er eine Rede hält.

Die hohe Beliebtheit hat nun einen neuen Höhepunkt erreicht, nachdem der Bundespräsident mit einem zur Tradition gewordenen Brauch gebrochen hat und auf die »Berliner Rede« verzichtet hat. Die Opposition forderte daraufhin, die Berliner Rede in die Verfassung aufzunehmen und an die Schuldenbremse zu koppeln.

Begründet wurde die Tradition der Berliner Rede von Roman Herzog, der die berühmten Worte fand, es muss ein Ruck durch Deutschland gehen. Als Vorläufer gilt Bundespräsident Carstens, der befand, es muss ein Rucksack durch Deutschland gehen. Seitdem wird jedes Jahr mit Spannung erwartet, ob immer noch ein Ruck durch Deutschland gehen muss oder, wenn nicht, durch welches Land dann.

Das Signal der nicht gehaltenen Rede wird unterschiedlich gedeutet. Seit Horst Köhler tritt ein Bundespräsident zurück, wenn Widerspruch und Kritik ertönen. Dies wollte Wulff möglicherweise abwenden. Oder er wollte damit sagen, dass schon alles gesagt wurde und es nichts hinzuzufügen gibt. Es verbietet sich anzunehmen, dass er keine Ahnung hat und deshalb die Klappe halten wollte. Eher hatte er einfach keinen Bock, was ihn als obersten Repräsentanten des deutschen Volkes auswiese.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.