Milliardengeschäft Offshore-Wind
Erst Geflecht von Lieferanten macht Siemens und Vestas zu Marktführern
Aarhus, Dänemarks zweitgrößte Stadt, nennt sich die »Windhauptstadt der Welt«. Ein Vorteil der Stadt ist ihre Lage nahe den bisher wichtigsten Märkten für große Offshore-Windanlagen, Großbritannien und Deutschland. Geschätzt wird, dass rund 20 000 Personen in der Offshore-Windindustrie beschäftigt sind. Tendenz steigend. Unlängst kündigte Siemens an, 150 Millionen Euro in Produktions- und Forschungskapazitäten investieren zu wollen und 300 Arbeitsplätze zu schaffen.
Viele Unternehmen haben ihre Wurzeln entweder in der Zuliefererindustrie für den Schiffbau oder im »schwarzen« Offshore-Bereich, der Öl- und Gasförderung auf See. Beides sind traditionelle Industriezweige in Dänemark und haben Wissen über Materialanforderungen auf See angehäuft. Feuchtigkeit und Rost, salzige Seeluft und starke mechanische Belastung durch Wind und Wellen stellen höhere Anforderungen an das Material als an Land.
Die Türme der Windräder werden teils durch Siemens und Vestas selbst hergestellt und teils bei Bladt Industries bestellt. Die Rotorblätter kommen in der Regel von LM Windpower, dem Weltmarktführer in diesem Sektor. Dutzende andere Firmen liefern Kugellager, Schalter, Elektronik, Motoren, Getriebe, bauen Fundamente, sorgen für Oberflächenbehandlung, Verpackungen, Transport und Aufstellung usw. Die Produktion der Gondeln, des Herzstücks der Anlagen, behalten sich Vestas und Siemens vor.
Der Globaliserungsprozess der Windindustrie geht in zwei Richtungen. Zum einen sind Zulieferer und traditionelle Produzenten wie Siemens oder Vestas längst mit eigenen Produktionsanlagen in den wichtigsten Märkten vertreten, während Konkurrenten wie Gamesa aus Spanien, Suzlon aus Indien und Envision aus China Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in Dänemark haben.
Beim Gewicht der Windkraftindustrie erscheint es verwunderlich, dass in Dänemark debattiert wird, ob es richtig ist, auf die Windkraft als Energiequelle zu setzen. Als Hauptgründe gegen sie werden Versorgungssicherheit und höherer Kilowattpreis genannt, ohne dass Kritiker jedoch Folgekosten von Atomkraft oder fossilen Energiequellen mit einrechnen. Bis 2020 sollen erneuerbare Quellen 33 Prozent des dänischen Energiebedarfes decken. Energieministerin Lykke Friis verhandelt seit Monaten mit den Parteien im Folkething über ein neues Energiepaket und hofft weiterhin, noch vor den Novemberwahlen eine Absprache mit den Oppositionsparteien erreichen zu können. Falls sich die Politiker einig werden über Abrechnungspreise und Forschungszuschüsse, haben Industrie und Energieproduzenten Investitionen von rund zehn Milliarden Euro in nachhaltige Energiequellen zugesagt.
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