Die Frau auf der Briefmarke
USA-Trainerin Pia Sundhage ist in Schweden eine Ikone des Frauenfußballs, heute treffen beide Nationen aufeinander
In ihrer Heimat Schweden wurde ihr sogar eine Briefmarke gewidmet, dem US-Fußball drückt sie seit Jahren den Stempel auf. Pia Sundhage gilt als Pionierin des Frauenfußballs und steht bei der WM vor einem brisanten Duell: Mit den USA tritt die Trainerin am heutigen Mittwoch in Wolfsburg gegen Schweden an – und zwei Herzen schlagen in ihrer Brust.
»Ich genieße unseren letzten Sieg«, sagte Sundhage und zeigte sich vor der Begegnung mit den Skandinavierinnen betont zurückhaltend. Nach dem 3:0-Erfolg gegen Kolumbien in Sinsheim am Samstag und auch in den Tagen danach vermied die Erfolgstrainerin, die mit den USA bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking die Goldmedaille gewonnen hatte, kernige Aussagen.
Damit verfolgt die 51-jährige Sundhage weiterhin den Weg, den sie schon vor der WM angekündigt hatte: »Wir wollen uns eine eigene USA-Blase schaffen und uns in unserem ganz eigenen Umfeld ohne Ablenkungen bewegen.« Mit zwei Siegen ohne Gegentor ist das bislang mit Bravour gelungen. Doch auch Schweden steht nach zwei 1:0-Siegen noch mit weißer Weste da. In Wolfsburg geht es um den Gruppensieg und die bessere Ausgangsposition für das Viertelfinale.
In Schweden werden die Schritte von Sundhage jenseits des Atlantiks genau beobachtet. 1984 schoss die ehemalige Angreiferin ihr Land zum ersten Europameistertitel der Geschichte. Vier Jahre später bekam sie als Dank für ihre herausragenden Leistungen dann sogar eine eigene Briefmarke. Darauf ist die schwedische Rekordnationalspielerin und Rekordtorschützin (146 Einsätze/71 Tore) beim dynamischen Abschluss zu sehen.
Sundhage, die seit 2007 die US-Girls betreut, hat Mannschaften auf drei Kontinenten trainiert. In Europa, Amerika und Asien gab sie ihr Wissen weiter und trug so kräftig dazu bei, den Sport zu etablieren. »Ich denke, dass der Fußball herausfinden wird, dass da sehr viele gute Trainerinnen im Frauenfußball sind, die den Männerfußball mit neuen Ideen voranbringen können«, sagte Sundhage in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Sie selbst sollte einst nach einem Gedankenspiel des Verbands gemeinsam mit Sven-Göran Eriksson die schwedische Männer-Nationalmannschaft betreuen, stieß dabei aber auch auf Ablehnung. »Die Frage ist eher, ob die männlichen Spieler bereit sind für eine Frau als Trainerin«, sagte Sundhage: »Natürlich sind einige von uns, wie Silvia Neid oder die englische Nationaltrainerin Hope Powell, qualifiziert.«
Als Weltranglistenerster, zweimaliger Weltmeister und dreimaliger Olympiasieger sind die USA das erfolgreichste Team der Geschichte. Nach soliden Leistungen scheint auch der dritte WM-Titel in diesem Jahr möglich. »Unsere Mannschaft hat einen Vorteil, denn wir haben schon alles gewinnen können. Wir können immer auf Erfolge zurückschauen, dadurch bekommen wir Selbstvertrauen«, sagte Sundhage: »Wenn ein Spiel eng wird, dann bringen wir die Erfahrung mit.« Diese Routine könnte ihr jetzt den ersten WM-Titel als Trainerin bringen.
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