Afrikanische Freihandelszone »höchst ambitioniert«
Bis 2014 wollen sich drei Wirtschaftsregionen zusammenschließen / Interregionaler Handel soll gestärkt werden
Der Kontinent kämpft mit mehreren Nachteilen: Mangelnde Infrastruktur, hohe Transportkosten und restriktive Grenzpolitik behindern den Handel. Um die Wirtschaft wachsen zu lassen, soll aber gerade der interregionale Handel verstärkt werden. Die Freihandelszone soll auch Afrikas internationales Image aufpolieren, hoffen Befürworter. Denn der Kontinent gilt als einer der schwierigsten Handelsplätze der Welt.
26 afrikanische Länder aus drei existierenden Wirtschaftsgemeinschaften wollen über die kommenden drei Jahre ihren Zusammenschluss als Freihandelszone planen. Dazu gehört die Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrikas (SADC), die Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC) sowie der Gemeinsame Markt für Ost und das Südliche Afrika (COMESA).
Die verhandelte Zone hat eine Gesamtbevölkerung von 590 Millionen Menschen und ein Bruttoinlandsprodukt von 600 Milliarden US-Dollar. Das könnte auch die Verhandlungsmacht in der Weltwirtschaft stärken.
»Kein Land kann allein gedeihen. Mit der Freihandelszone werden die afrikanischen Länder unter besseren Bedingungen Handel betreiben können«, ist Südafrikas Präsident Jacob Zuma, einer der Pioniere des Projekts, überzeugt. Bislang handeln afrikanische Länder laut Weltbank nur zu zehn Prozent miteinander, während der regionale Handel in der Europäischen Union bei 60 Prozent liegt.
Die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) ist nicht Teil des Plans. Damit werden zwei von Afrikas wichtigsten Ökonomien – Nigeria und Ghana – ausgeschlossen. Das Konzept der Drei-Gruppen-Freihandelszone soll jedoch ein Vorreiter für das Vorhaben der Afrikanischen Union (AU) sein, bis 2028 einen gemeinsamen kontinentalen Markt zu schaffen.
»Afrika braucht solch weitgreifende Handelsabkommen. Geringer interafrikanischer Handel hat den Kontinent entwicklungstechnisch gehemmt«, sagt David Hornsby, Wirtschaftswissenschaftler an der Witwatersrand Universität in Johannesburg. Auch für ausländische Investoren werde die Freihandelszone durch stabile Wirtschaftsbedingungen, niedrigere Tarife und offenere Märkte Vorteile bieten. Allerdings ist es bis dahin, so Hornsby, »noch ein langer Weg«. Und es gibt keine Garantie, dass das Ziel erreicht wird.
Die erste Phase des Handelsabkommens wird sich auf Güterhandel konzentrieren. Anschließend sollen Richtlinien für Wettbewerbspolitik und Dienstleistungshandel festgelegt werden. Wirtschaftsexperten beunruhigt, dass infrastrukturelle und industrielle Entwicklungen, besonders in den Bereichen Transport, Kommunikation, Energie sowie Wasser, nicht mit an erster Stelle stehen. Auch die unterschiedlichen politischen Haltungen und wirtschaftlichen Entwicklungsniveaus der 26 Mitgliedsländer können zum Problem werden. »Wie immer steckt der Teufel im Detail. Es wird sich zeigen, ob man auch zur notwendigen politischen Zusammenarbeit bereit ist, die es für wirtschaftliche Integration braucht«, erklärt Hilton Zunkel, Direktor der südafrikanischen Handelsrechtkammer. Konkurrierende Interessen könnten das Projekt entgleisen lassen. »Es ist höchst ambitioniert«, meint Zunkel. Dass die SADC es zum Beispiel verpatzte, eine für Ende 2010 geplante Zollunion zu schaffen oder das SADC-Tribunal zu befähigen, juristische Entscheidungen über Mitgliedsländer zu fällen, lässt Ökonomen zweifeln.
Andere Experten halten die Planungen schlicht für realitätsfern. Man könne nicht einfach andere interregionale Wirtschaftsmodelle, wie die EU, die Vereinigung südostasiatischer Nationen (ASEAN) oder den Lateinamerikanischen Freihandelsverband, imitieren, meinte Peter Draper, Wirtschaftsforscher am Südafrikanischen Institut für Wirtschaftsangelegenheiten (Idasa). Afrika könne diesen nicht das Wasser reichen.
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