Deutschlands digitale Spaltung
Im Osten des Landes nutzen weniger Menschen das Internet
»Überzeugte Offliner«, das sind die »Nichtnutzer ohne Nutzungsplanung«. Von denen befinden sich die meisten in den östlichen Bundesländern und im Saarland. Hingegen verfügt Bremen über die wenigsten Offliner, gefolgt von Berlin.
Die als digitale Spaltung bezeichnete Unterscheidung in Nutzer und Nichtnutzer wird besonders auffällig bei der Betrachtung der Altersgruppen. Während bei den unter 30-Jährigen nahezu 100 Prozent online sind, trifft dies bei den über 70-Jährigen nur für ein Viertel dieser Bevölkerungsgruppe zu. Der jährliche Zuwachs bei den Online-Nutzern fällt mit 2,7 Prozent geringer als in den Jahren zuvor aus. Das Musterbeispiel der digitalen Avantgarde ist weiblich, jünger als 30 und lebt in Bremen. All diese Ergebnisse verkündete Wieland anlässlich der von der Initiative D21 in Berlin vorgestellten Studie »(N)Onliner Atlas 2011«, die in Zusammenarbeit mit TNS Infratest seit 2001 jährlich durchgeführt wird. Die mit EU- und Bundesmitteln geförderte Studie gilt als repräsentativ. Die Initiative D21 setzt sich überwiegend aus führenden Vertretern der Digitalwirtschaft zusammen und kann als wirtschaftspolitische Interessenvertretung betrachtet werden.
Zu den weiteren untersuchten Kriterien für die Internetnutzung zählt die Höhe des verfügbaren Einkommens. Wer über ein Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1000 Euro verfügt, ist mit 43-prozentiger Wahrscheinlichkeit Offliner. Im Durchschnitt verfügen Offliner über ein monatliches Einkommen von 1560 Euro, während regelmäßige Internetnutzer über ein Durchschnittseinkommen von 2380 Euro verfügen.
Kaum überraschen dürfte, dass die Internetnutzung vom Faktor Bildung beeinflusst wird. Interessant hingegen ist, dass sich der Bildungsunterschied besonders in der Gruppe der über 50-Jährigen auswirkt.
Frauen und Männer nutzen das Internet unterschiedlich. Den 80 Prozent der männlichen Internetnutzer stehen im Durchschnitt rund 67 Prozent der Frauen gegenüber. Diese Differenz ist altersabhängig: in der Gruppe der unter 30-Jährigen liegen die Frauen leicht vor den Männern. Hingegen zählen bei den über 70-Jährigen 80 Prozent der Frauen zu den Offlinern, dagegen sind es bei den Männern lediglich 60 Prozent.
Die Studie der Initiative D21 lässt jedoch einige Fragen offen. So wurden die Hintergründe für die Zugehörigkeit zur Gruppe »überzeugte Offliner« nicht hinterfragt und die Zugangskosten nicht thematisiert. Ferner bleibt die Art der Nutzung unklar. Handelt es sich schlicht um das gelegentliche Abrufen pornografischer Seiten oder um eine aktive Kommunikation in den sozialen Netzdiensten?
Im internationalen Vergleich der Nutzung des Internet liegt Deutschland im vorderen Mittelfeld; die höchsten Nutzerzahlen weisen Island und Norwegen auf. Dort gelten 93 Prozent der Bevölkerung als Onliner. Weltweit verfügen rund zwei Milliarden Menschen über eine Möglichkeit, auf das Internet zuzugreifen. Das entspricht jedoch lediglich 30 Prozent der Weltbevölkerung – eine Minderheit.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.