Der Mann, der »aus dem Nichts« kam
Porträt eines Mörders
Neun Jahre lang plante Anders Behring Breivik einen Massenmord. Er schrieb darüber ein 1500-seitiges wirres Manifest. Auf dessen letzter Seite steht: »Ich glaube, dies wird mein letzter Eintrag sein. Es ist jetzt Freitag, der 22. Juli, 12:51 Uhr.« Zweieinhalb Stunden später explodiert im Osloer Regierungsviertel eine Bombe, die sieben Menschen in den Tod reißt. Auf der Insel Utøya schießt der 32-Jährige Anders B. Breivik anschließend 86 Jugendliche nieder – »grausam, aber notwendig«, sagt er später im Verhör.
»Die Zeit für Dialog ist vorbei. Wir haben dem Frieden eine Chance gegeben. Jetzt ist die Zeit für bewaffneten Widerstand gekommen«, schreibt Breivik in seinem Manifest mit dem Titel »2083. Eine europäische Unabhängigkeitserklärung«. Vor dem Islam und dem »Kulturmarxismus« wollte er Europa retten, denn »einige Kulturen sind besser als andere, einige sind unsere Freunde, einige unsere Feinde«.
Der Mörder sei »aus dem Nichts« aufgetaucht, sagt ein Polizist. Nur kleinere Verkehrsdelikte enthielt sein Strafregister. Im Internet aber präsentierte er seine Visitenkarte. Als konservativer Christ will er gesehen werden. Er gehe gerne jagen und spiele am Computer »Worlds of Warcraft«. Als Mitglied eines Osloer Pistolenklubs besaß er zwei Waffen.
In seinem Manifest listet Breivik Rezepte zur Herstellung von Sprengstoffen und Chemikalien auf und beschreibt, wie er auf seinem Bauernhof nördlich von Oslo die Bombenherstellung probte. Laut Handelsregister sollte Breivik dort Gemüse, Melonen und Rüben anbauen. In Wahrheit nutzte er die »Biofarm«, um sechs Tonnen Kunstdünger zu kaufen, der als Sprengstoff genutzt werden kann. Ein Foto zeigt Breivik mit Sturmgewehr im Taucheranzug – auf dem Arm ein Aufnäher: »Marxist Hunter Norwegen – Erlaubnis zur Jagd von Multi-Kulti-Verrätern«.
Theresa Münch (dpa)
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