Schlichter Vorschlag

Kommentar von Gesa von Leesen

  • Gesa von Leesen
  • Lesedauer: 2 Min.

Warum hat er das gemacht? Der Kompromissvorschlag Heiner Geißlers zu Stuttgart 21 irritiert. Der ehemalige CDU-Generalsekretär hat angeregt, eine Mischung aus Hoch- und Tiefbahnhof zu bauen. »SK2.2« soll das Projekt heißen, das Geißler mit der pathetischen Überschrift »Frieden in Stuttgart« versehen hat. Drunter macht der 81-Jährige es nicht. Und eigentlich tut er auch nichts ohne Zweck. Doch dass sein Vorschlag angenommen wird, kann Geißler nicht tatsächlich glauben. Außer er hätte »SK2.2« vorab mit der Bundesregierung abgesprochen, um so der Bahn eine Möglichkeit zu geben, ohne eine allzu große Blamage aus dem milliardenschweren Bauprojekt Stuttgart 21 auszusteigen. Doch die Reaktionen der Bahn und des Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) zeigen deutlich, dass sie den Bahnhof wie vorgesehen bauen wollen.

Vielleicht aber wollte Geißler nur selbst einigermaßen sauber aus der Schlichtung herauskommen. Im November hat er in seinem Schlichterspruch noch »S21 plus« gefordert – schließlich wollte er seine Partei, die damals noch an der Regierung war, nicht gegen die Wand fahren lassen. Doch ganz überzeugt vom unterirdischen Durchgangsbahnhof war Geißler sicher nie. Überdies häuften sich die Schlagzeilen, dass die Schlichtung gescheitert sei. Das wird Geißler, dem man eine gewisse Eitelkeit nachsagt, nicht gefallen haben. Sein neuer Vorschlag wird keinen Beitrag zu einer Befriedung leisten. Geißler aber wird immerhin behaupten können, dass er eine schlichtende Idee hatte. Wenn die nicht angenommen wird, kann er schließlich nichts dafür.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -