Nix König, der Kunde
Kommentar von Haidy Damm
Die Deutsche Bahn macht es ihren Kunden wahrlich nicht leicht. Jetzt hat der Konzern angekündigt, sein Personal in den Reisezentren »anzupassen«. Übersetzt heißt das, 700 Stellen fallen weg. Das ist fast jeder dritte Arbeitsplatz in diesem Bereich. Laut Gewerkschaftsangaben ist der Bestand gefährdet.
Als Grund gibt die Bahn an, immer weniger Kunden würden ihre Fahrkarten am Schalter kaufen. Merkwürdig nur, dass die Schlangen vor eben diesen trotzdem immer so lang sind. Wartezeiten bis zu einer Stunde sind in den Großstädten keine Seltenheit. Auf dem Lande beträgt die Fahrzeit oft genauso lange, da der Weg zum nächsten Reisezentrum weit ist.
Seit Jahren arbeitet die Bahn darauf hin, dass die Kunden Internet und Automaten benutzen, denn das ist billiger für den Konzern. Personalabbau ist erklärtes Ziel. Insofern ist die angekündigte Stellenstreichung folgerichtige Konsequenz. Auch wenn sie schlecht für Beschäftigte und Kunden ist. Bisher wurde dem Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn vorgeworfen, angesichts seines unbedingten Willens, die Bahn an die Börse zu führen, die Kunden zu vernachlässigen. Jetzt macht sein Nachfolger Rüdiger Grube den gleichen Fehler – ganz ohne Börsengang.
Derweil bestätigt eine Umfrage, dass rund zwei Drittel der Bahnmitarbeiter unzufrieden mit ihrem Job sind. 70 Prozent der knapp 200 000 Beschäftigten sind demotiviert und frustriert. Mit den neuen Maßnahmen wird sich dieser Zustand verschlechtern: Mehr genervte Mitarbeiter – und noch mehr genervte Kunden. Zukünftig nicht nur in überhitzten ICE, sondern auch an den Warteschaltern.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.