Lächerlich

Kommentar von Haidy Damm

  • Lesedauer: 1 Min.

Zahlen lassen sich ja so schön interpretieren. Ein besonderes Beispiel dieser Kunst hat gestern die von Arbeitgebern finanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) vorgelegt. Niedriglöhne seien positiv zu bewerten, denn sie schützten vor Armut, heißt es da. Und sie seien eine Aufstiegschance. Die Schlussfolgerung der neoliberalen PR-Initiative lautet denn auch: Niedriglohn ist besser als Mindestlohn.

Die Interpretation sei »ein bisschen zugespitzt«, sagt der Autor der Studie. Diese Schlussfolgerung ist nicht zugespitzt, sie ist falsch. Wer trotz Vollzeitjob nicht genug zum Leben hat, der träumt höchstens von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Selbst nach den Zahlen der INSM haben 75 Prozent der Beschäftigten keine Chance, der Armutsfalle Niedriglohn zu entkommen. Die Schlussfolgerung ist auch zynisch, denn hier schwafeln überbezahlte PR-Manager gegenüber Menschen vom Aufstieg, die abends nicht mehr ausgehen, die Geburtstagsfeiern und anderen Ereignissen fernbleiben, weil sie nicht immer eingeladen werden möchten, und die als Folge letztlich vereinsamen.

Der Versuch, die Entwicklung in Deutschland zum größten Niedriglohnsektor Europas positiv zu interpretieren, ist im Ergebnis nichts anderes als lächerlich.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.