Lustlos

Standpunkt von Gabriele Oertel

  • Lesedauer: 2 Min.
Der schlimmste Weg, den man wählen kann, ist der, keinen zu wählen, heißt es. Dennoch haben sich wiederum viel zu viele der Wahlberechtigten in Mecklenburg-Vorpommern dazu entschlossen, ihre Stimme nicht abzugeben. Desinteresse, Misstrauen, Enttäuschung – 21 Jahre nach den auch im Nordosten euphorisch gefeierten demokratischen Mitwirkungsrechten ist einer Mehrheit die Lust daran offenbar verloren gegangen. Weil klar war, dass der beliebte SPD-Ministerpräsident das Rennen machen würde? Oder weil Erwin Sellering nicht klar gesagt hatte, mit wem er demnächst im Schweriner Schloss zusammen regieren will? Weil die CDU Zukunft zwar nicht richtig schreiben kann, aber sich trotzdem ihrer politischen Zukunft als SPD-Sozius ganz sicher wähnte? Weil die LINKE allzu sehr aufs Mitregieren schielte – oder bisweilen zwischen den Genossen an der Küste und denen in der Bundespartei mehr als 250 Kilometer Entfernung zu klaffen schienen? Weil der Einzug der Grünen ebenso feststand, wie der Auszug der FDP? Oder gar, weil sich das Land in den letzten fünf Jahren an die schlimmen Auftritte der NPD im Landesparlament gewöhnt hat?

Die dramatischen Appelle, diesmal wählen zu gehen, haben nicht gefruchtet. Im Gegenteil. Noch mehr als 2006 – fast 47 Prozent der Wahlberechtigten – haben sich für den schlimmsten Weg entschieden. Womöglich hat sich bei denen die Erkenntnis durchgesetzt, nicht über Wege, sondern nur über Gangarten abstimmen zu können.

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