Nicht nur Eierbecher

DDR forever? Nachgefragt bei: DR. MIKE LUKASCH, Berlin-Koordinator der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

  • Lesedauer: 2 Min.
Die DDR lebt in Berlin-Spandau weiter. Dort lagern rund 160 000 Objekte aus einer 1950 in der DDR begonnenen Design-Sammlung. Seit Jahren wird sie im Verborgenen aufgearbeitet. Ab 2014 sollen Teile als Dauerausstellung in der Kulturbrauerei im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg zu sehen sein (dpa).

Betreiben Sie, Herr Lukasch, DDR-Nostalgie? Anders gefragt: Sammeln Sie alten Ramsch?
Lukasch: Nein, im Gegenteil. Es ist die Sammlung Industrielle Gestaltung, die wir, das heißt vor allem die Berliner Mitarbeiter der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2005 übernommen haben. Sie hatte schon einen etwas längeren Weg der Zuständigkeiten hinter sich und musste dringend erschlossen werden.

Welcherart Objekte enthält die Sammlung?
Alltagsgegenstände in ihrer ganzen Bandbreite, von der Schreibmaschine über das Auto, Lampen, Möbel bis hin zu Eierbechern.

Nach der Wende hieß es allenthalben, in der DDR war alles grau, die Produkte, insbesondere der Konsumgüterproduktion, seien veraltet gewesen. Zählt diese Betrachtungsweise noch, wenn Sie die Sammlungsstücke überblicken?
Da muss man unterscheiden, es hat ja offenkundig verschiedene Phasen gegeben. In den Anfangsjahren der DDR ging man durchaus innovativ an die Produktgestaltung heran. Die Freiheiten bei der Entwicklungen von Produkten wurde jedoch durch die politischen Vorgaben des SED-Regimes immer mehr eingeschränkt. Zudem machten den Designern die offensichtlichen Versorgungsmängel zu schaffen. Nicht aus Umweltschutzgründen, sondern aus dieser materiellen Not heraus wurden kaum typische Wegwerfprodukte entworfen.

Was soll die Dauerausstellung, die Sie ab 2014 in Berlin zeigen wollen, beinhalten?
Bis ins letzte Konkrete steht das natürlich noch nicht fest. Dazu ist noch viel Arbeit zu leisten. Gemäß auch dem Arbeitstitel – »Alltag und Kultur in der DDR« – werden wir jedenfalls deutlich machen, wie sich die Produktentwicklung oder gegebenenfalls die Nicht-Weiterentwicklung auf den Alltag der Menschen ausgewirkt hat.

Wie unterscheidet sie sich dann von anderen Einrichtungen wie zum Beispiel dem Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt oder dem Haus der Geschichte in Wittenberg mit dem Forschungs- und Dokumentationszentrum DDR-Alltagskultur und Geschichte des 20. Jahrhunderts?
Wir werden, mit anderen Schwerpunkten, die bestehenden Angebote ergänzen. Im Übrigen werden wir die Ausstellungsstücke aus der Sammlung Industrielle Gestaltung unter anderen mit Objekten aus unseren Sammlungen in Leipzig und in Bonn kombinieren. Und eine weitere wichtige Aufgabe sehen wir darin, die sehr umfangreiche Fotothek und die Bibliothek, die zur Sammlung Industrielle Gestaltung gehören, öffentlich zu machen. Sie sollen dazu anregen, weiter zu forschen.

Interview: Marion Pietrzok

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