»Viel Netz, wenig Absatz«
Der Nordosten hat ein Stromkosten-Problem
Schwerin/Rostock. Rechnerisch deckt Mecklenburg-Vorpommern bereits die Hälfte seines Strombedarfs alternativ. 2010 erzeugte der Nordosten 4,1 Milliarden Kilowattstunden grünen Strom, der 46 Prozent der Gesamtproduktion ausmachte. Laufend gehen neue Windräder, Biogasanlagen oder Solardächer in Betrieb. Der Überfluss an regenerativer Energie verursacht einen »Strom-Stau« in den schwachen Leitungen.
»Die Infrastruktur ist nicht mitgewachsen und das Netz für die prognostizierte Verdopplung der erneuerbaren Energien bis 2020 gar nicht ausgelegt«, erklärt Pätzold die angespannte Situation. »Der Ausbau ist nötig, damit die Energie aufgenommen werden kann.« Und: Der Nordosten will zunehmend sauberen Strom in den »laststarken« Süden exportieren. So schnellen die Investitionen in die Höhe und damit Netzkosten wie auch Strompreise im Erzeugergebiet. Beispiel WEMAG: Der Versorger in Westmecklenburg hat pro Quadratkilometer nur 36 Abnehmer – der Bundesschnitt liegt bei 230 Stromkunden. »Große Fläche, viel Netz, aber wenig Absatz«, erklärt ein Firmensprecher. So hätten die Mecklenburger deutlich höhere Kosten zu tragen als Kunden in Netzgebieten ohne regenerative Energieanlagen.
2010 investierte die Die WEMAG 42,4 Millionen Euro in ihr Stromnetz, 2011 sollen es weitere 33 Millionen Euro sein. Das sei doppelt so viel wie zwischen 1995 und 2005. Besonders die Netzentgelte, die 30 Prozent der Strompreise für den Verbraucher ausmachen, stiegen damit im nächsten Jahrzehnt überproportional an. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) mahnt regelmäßig, die Energiewende in Deutschland müsse gerecht ausgestaltet und die Kosten sollten fair verteilt werden. Es könne nicht sein, dass in Gegenden, wo viel Öko-Strom erzeugt wird, die Netzkosten am höchsten seien.
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