Ver.di will Tarifvertrag bei Postbank

Arbeitgeber schaltet auf Eskalationskurs

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Zeichen stehen noch nicht auf Sturm, aber die Alarmglocken läuten laut. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di forderte in dieser Woche die Aufnahme von Verhandlungen für die rund 22 000 Postbankbeschäftigten für einen Überleitungstarifvertrag. Die Deutsche Bank hatte sich im November 2010 mit der Übernahme der Aktienmehrheit die Postbank einverleibt. Gewerkschaften befürchteten bald den Abbau von bis zu 10 000 der insgesamt fast 100 000 Stellen. Fusionen oder Übernahmen kosten eine Stange Geld, und wo kann man besser sparen als bei den Personalkosten?

Damals habe Deutsche Bankchef Josef Ackermann noch von einer »konstruktiven Zusammenarbeit« beim Zusammengehen der beiden Konzerne gesprochen. Davon sei jedoch nichts geblieben, sagte ver.di-Vorstandsmitglied Beate Mensch am Rande des ver.di-Bundeskongresses in Leipzig Mitte dieser Woche. »Wir hatten uns zunächst den Konsensweg erhofft, weil wir auch zügig Kündigungsschutzregelungen mit dem Arbeitgeber aushandeln konnten«, sagte Mensch, die am Montag neu in den Bundesvorstand der Dienstleistungsgewerkschaft gewählt wurde. Doch jetzt sehe es nach einer »Kehrtwende« in der Unternehmensstrategie aus.

Hintergrund des Übels sind die Pläne der Postbank, einzelne Bereiche in neue Gesellschaften auszulagern – und das nicht als gesetzlich geregelter »Betriebsübergang«, sondern mit Beendigung ihres vorherigen Arbeitsverhältnisses. Danach winkt die Neueinstellung, freilich zu schlechteren Konditionen. Die wöchentliche Arbeitszeit steigt von 38,5 bzw. 39 auf 42 Stunden wöchentlich, dafür sinkt der Lohn, die Jahressonderzahlungen fallen weg und die Dauer der Betriebszugehörigkeit im Postbankkonzern spielt keine Rolle mehr. Überdies gehe es in den neuen Gesellschaften um einzelvertragliche Regelungen, nicht um kollektive, wie einen Tarifvertrag, erklärte Konzernbetriebsrat Timo Heider. Zudem drohten Standortzusammenführungen von Postbank und Deutsche Bank in Köln, Hamburg, Hannover und Frankfurt am Main. Konkret betroffen sind nach ver.di-Angaben derzeit rund 1600 Beschäftigte aus der Kreditabwicklung. Weiter könnten Tausende Beschäftigte aus den Callcentern und Zahlungsverkehrseinheiten oder dem IT-Bereich so um ihre jetzigen Arbeitsbedingungen gebracht werden. Die Deutsche Bank nenne die neuen »Servicegesellschaften« mit ihren deutlich schlechteren Bedingungen »marktüblich«, sagte Heider, »das ist für uns aber nur der Branchentarifvertrag«.

Mehr zum Bundeskongress unter nd-online.de/verdibundeskongress

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.