Mit Käsefüßen gegen Malaria
Wissenschaftler aus Tansania will »Socken-Duft« als Mückenfalle nutzen
Manchmal liegt die Lösung direkt vor der Nase. Oder besser: sie steckt an den Füßen. Stinkende Socken können Leben retten, entdeckte ein Wissenschaftler aus dem ostafrikanischen Tansania. Ihr Geruch zieht viermal so viele Mücken an wie normale Schweißfüße und soll jetzt als Malaria-Prophylaxe genutzt werden.
Die Idee ist eigentlich ganz einfach. Dr. Fredros Okumu, Epidemiologe am Ifakara Gesundheitsinstitut in Tansanias Hauptstadt Dar es Salaam, will den muffigen Geruch von Käsefüßen chemisch nachahmen. Eine Falle wird diesen abgeben, um Malariamücken anzulocken – und zu töten.
»Trotz des weltweiten Fortschritts im Kampf gegen Malaria gibt es noch viel zu tun«, um die Krankheit effektiv zu bekämpfen, sagt Okumu. Jedes Jahr werden laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation 250 Millionen Menschen mit Malaria infiziert und 800 000 getötet. In Afrika ist jeder fünfte Kindestod Malaria zuzuschreiben.
»Malaria hat so viele Menschenleben gekostet, einschließlich vieler, die mir nahe standen. Ich hoffe, dass die neue Falle ein Teil der Lösung sein wird«, sagt Okumu. Da Mücken Menschen nicht sehen können, sondern ihrem Geruch folgen, machte sich der Epidemiologe daran herauszufinden, welches Aroma die Insekten am stärksten anzieht. Ihm fiel auf, dass es die kleinen Biester normalerweise als Erstes auf die Füße absehen.
Okumu rekrutierte eine Gruppe von Freiwilligen, die ihre übel riechenden Socken, die sie für mindestens zehn Stunden getragen hatten, täglich zu ihm ins Labor brachten. Diese platzierte er dann in mit Insektengift beschichtete Behälter. Das Resultat war eindrucksvoll: »Die Mücken lieben den Geruch, und 95 Prozent enden in der Falle«, behauptet Okumu.
Jetzt ist der Wissenschaftler dabei, ein künstliches Aroma zu entwickeln, das genau wie muffige Strümpfe riecht. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Ammoniak, Milchsäure, Kohlendioxid und anderen Substanzen, die auf menschlicher Haut, in Schweiß und Atem zu finden sind.
Die Mückenfallen sollen ab 2013 erhältlich ein. Als zusätzlicher Schutz zu Moskitonetzen und Sprays sollen sie bis zu 30 Meter von Häusern entfernt aufgestellt werden, um Malariamücken, die vor allem nachts aktiv sind, zu fangen. Auch der Preis der Fallen muss stimmen, damit auch arme Menschen in Entwicklungsländern, wo die Malariagefahr am Höchsten ist, sie sich leisten können. Daran muss Okumu noch eine Weile tüfteln. Denn momentan kostet die Herstellung der Fallen noch zwischen drei und 19 Euro.
Forschungsprojekte wie Okumus können einschneidende Erfolge verbuchen, vor allem wenn sie Unterstützung von privaten Forschungsgeldern erhalten. Der Bill und Melinda Gates Fonds sowie die Grand Challenges Canada Stiftung haben dem Epidemiologen und seinem Team 775 000 Dollar Fördergelder zugesprochen, um die Idee weiterzuentwickeln und das Produkt auf den Markt zu bringen.
»Diese einheimische, tansanische Innovation könnte einen beträchtlichen Beitrag dazu leisten, Malaria schneller auszurotten und Leben zu retten«, glaubt Dr. Peter Singer, Vorsitzender von Grand Challenges Canada. »Wer hätte gedacht, dass sich eine lebensrettende Technologie im Wäschekorb verbirgt?«
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