Auf Nummer sicher

Der FC Schalke 04 holt Huub Stevens als Trainer zurück

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 3 Min.

Manchmal geht es ganz schnell in der Bundesliga. Vor zwei Tagen hatte Huub Stevens noch mit Verwunderung die Absage des Hamburger SV hingenommen, nachdem ihn HSV-Sportdirektor Frank Arnesen am Vorabend zuhause in Enschede zu Vertragsgesprächen besucht hatte. Gestern stand der niederländische Fußballtrainer schon bestens gelaunt auf dem Trainingsgelände in Gelsenkirchen und freute sich über einen Zweijahresvertrag bei seinem neuen, alten Klub. »Einmal Schalke, immer Schalke. Ich habe sechs Jahre hier gearbeitet. Entsprechend freue ich mich, dass ich zurück bin«, sagte Stevens, der schon von 1996 bis 2002 beim Revierklub tätig war.

Bei den Fans, die den 57-Jährigen gestern zu Hunderten klatschend zum Training empfingen, stößt die Rückholaktion auf Gegenliebe. Wenig überraschend – schließlich sind mit dem von ihnen gewählten »Jahrhunderttrainer« die größten Schalker Erfolge verbunden: der Gewinn des UEFA-Pokals 1997 mit den »Eurofightern« im Giuseppe-Meazza-Stadion gegen Inter Mailand (4:1 i.E.) sowie die DFB-Pokal-Triumphe 2001 und zum Abschied 2002. Da störte auch kaum, dass die offizielle Vorstellung mehr einer Reise in die Vergangenheit als einem Aufbruch in die Zukunft glich. »Das ist nicht irgendein Verein. Auf Schalke ist auch mein Name gewachsen«, sagte Stevens, der wie früher in Jogginganzug und Latschen seine Arbeitsstätte inspizierte.

Die Schalker Verantwortlichen sind nach dem Rücktritt des vom Burnout erschöpften Ralf Rangnick auf Nummer sich gegangen. »Wir wollen Stabilität und keine Experimente machen«, kommentierte Horst Heldt die Verpflichtung von Stevens. Ob die Entscheidung des Managers, der nach dem plötzlichen Abschied Rangnicks während der laufenden Saison auf dem abgegrasten Trainermarkt suchen musste, langfristigen Erfolg verspricht, ist keineswegs sicher. Denn der eher als knorrig geltende Hubertus Jozef Margaretha Stevens gilt – anders als sein Vorgänger – nicht gerade als moderner Konzepttrainer. Während Rangnick zuletzt das attraktive, offensive und schnelle Spiel zu Schalke zurückbrachte, machte Stevens den Begriff von der hinten »stehenden Null« erst populär.

»Ich will fortführen, was Ralf Rangnick begonnen hat. Es ist viel Potenzial in der Mannschaft, aber die richtige Balance muss noch gefunden werden. Ich will einen Fußball spielen lassen, mit dem sich die Fans identifizieren können«, versprach Stevens gestern nach der ersten Trainingseinheit, bei der er gleich mal drei Verteidiger aus der zweiten Mannschaft testete und auch ein paar Verletzte zu beklagen hatte. Neben dem Japaner Atsuto Uchida musste auch der Spanier Raúl das Training abbrechen. Ob der Stürmerstar seinem neuen Coach morgen Abend in der Europa League gegen Maccabi Haifa zu einem gelungenen Einstand auf der Schalker Trainerbank verhelfen kann, konnte Stevens gestern nicht beantworten: »Er ist falsch aufgetreten und klagt über Schmerzen«.

In der Bundesliga will der Niederländer nach dem guten Saisonstart vom fünften Platz aus oben mitmischen. »Die Meisterschaft ist, denke ich, vergeben. Aber hinter Bayern München ist alles offen«, glaubt Stevens. Die erste Aufgabe führt ihn am Sonntag ausgerechnet zum Hamburger SV, wo er vor zwei Tagen noch im Gespräch war. Dort freut sich Rodolfo Esteban Cardoso über einen weiteren Einsatz als Trainer. Allerdings erhält der HSV vom DFB wohl keine Dauergenehmigung für den lizenzlosen Argentinier. Vielleicht löst ihn bald ein anderer alter Bekannter ab. Manchmal geht es schnell.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.