Zittern mit den »Himmelblauen«
Der Chemnitzer Stadtrat entscheidet heute über den Ausbau des Fußballstadions des CFC
Klub-Urgestein Michael Ballack ist dafür, auch Dortmunds Meistertrainer Jürgen Klopp stimmt zu: Die Fürsprecher des Chemnitzer Stadionprojektes könnten prominenter kaum sein. Und dennoch muss der Fußball-Drittligist Chemnitzer FC heute zittern, wenn der Rat der sächsischen Stadt über den Ausbau entscheidet.
Der Plan sieht vor, die marode Heimspielstätte des CFC an der Gellertstraße bis Ende 2013 auszubauen. Die Kosten liegen bei 23 Millionen Euro - eine Summe, die nach Meinung vieler Skeptiker die Finanzkraft der Kommune übersteigt. Aufgekommen ist die Debatte mit dem Aufstieg der »Himmelblauen« in der vergangenen Saison. Der Deutsche Fußball-Bund sah das 1934 errichtete Stadion nicht geeignet für die 3. Liga: Zu wenig Platz für Polizei und Feuerwehr, zudem fehlten Parkplätze und eine zweispurige Zufahrt.
»Es geht um die weitere Existenz des Profifußballs in der Stadt«, warnte CFC-Präsident Mathias Hänel gestern vor der Abstimmung: »Nur wenn sich über ein modernes Stadion die wirtschaftliche Basis des Vereins mittel- und langfristig gestalten lässt, haben wir eine Chance, den Profifußball in Chemnitz zu erhalten.«
Die Kosten für kurzfristig benötigte Baumaßnahmen sollen auf 2,5 Millionen Euro geschätzt worden sein. Da das Stadion aber baufällig bliebe, setzte man im Rathaus auf eine große Lösung: ein Umbau mit 15 000 überdachten Plätzen für 23 Millionen Euro. Das brachte zahlreiche Bürger auf die Palme. Der Bau durch ein Tochterunternehmen der Stadt käme Chemnitz teuer zu stehen. Die Zinsen für die Kredite seien enorm, auch hielten sich die Erträge des Klubs in Maßen, sollte man nicht bald in die 2. Liga aufsteigen.
Im Gegenzug präsentierte der CFC gestern eine breite Unterstützerliste, auf der sich über 21 000 Chemnitzer eintrugen. Für den früheren Nationalelfkapitän Ballack, der vor seinem Wechsel 1997 in die Bundesliga die Jugendteams in Chemnitz durchlief, wäre ein Neubau das richtige Signal. »Ich habe von der Ausbildung in Chemnitz sehr profitiert.« Auch Klopp reihte sich ein: »Ein modernes Stadion ist für eine Stadt wie Chemnitz grundlegend notwendig.« Der Klub ließ indes nichts unversucht und lud alle Fans für heute in die Innenstadt ein: Auf einer Leinwand wird die Stadtratssitzung live übertragen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.