Der Schlafmohn gedeiht

Afghanistan erwartet dieses Jahr erhebliche Steigerung der Opiumproduktion

  • Lesedauer: 2 Min.
Afghanistan Opiumproduktion schnellt in die Höhe: In diesem Jahr soll die Ausbeute 5800 Tonnen betragen, 61 Prozent mehr als 2010.

Kabul (epd/nd). Die erhebliche Steigerung des afghanischen Opiumaufkommens geht aus einem Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung hervor, der am Dienstag in Kabul vorgestellt wurde. Als Gründe werden eine Verschlechterung der Sicherheitslage und höhere Marktpreise genannt. Der Preis für Trockenopium habe sich seit 2010 um 43 Prozent erhöht.

Opium wird aus Schlafmohn gewonnen und dient auch zur Herstellung von Heroin. Zwar wuchs die Anbaufläche für Schlafmohn in Afghanistan nur um sieben Prozent. Doch weil in diesem Jahr die Pflanzen nicht von einer Krankheit befallen wurden, wird ein beträchtliches Plus von 2200 Tonnen bei der Opiumernte erwartet.

Afghanistan ist der weltgrößte Produzent von Schlafmohn. Mehr als 90 Prozent des weltweit verfügbaren Opiums stammen vom Hindukusch. Die Erlöse aus dem Opiumanbau werden auf 1,4 Milliarden US-Dollar geschätzt - eine Summe, die neun Prozent des Bruttoinlandsproduktes von Afghanistan entspricht. Der äußerst lukrative Drogenanbau und -handel gelten als Einkommensquelle für die Taliban.

Die afghanische Regierung und der Westen erklären, sie bemühten sich seit Jahren, den Opiumanbau einzudämmen, der unter der Taliban-Herrschaft streng verboten war. Doch der UN-Bericht zeigt, dass die Bekämpfung des Drogenanbaus bislang wenig Erfolge vorweist.

Afghanistan hat weltweit auch eine der höchsten Raten an Drogensüchtigen: Mehr als 2,6 Prozent der Bevölkerung konsumieren Opium. Im Jahr 2005 lag der Anteil nach UN-Angaben bei 1,4 Prozent. Opium- und Heroinsucht sind auch in den Nachbarländern Iran und Pakistan dem Bericht zufolge auf dem Vormarsch, weil das Rauschgift über Transitrouten durch diese Länder in den Westen geschmuggelt wird.

Obwohl die Behörden in diesem Jahr den Angaben zufolge weit mehr Mohnfelder zerstört und Opium beschlagnahmt haben als voriges Jahr, wuchs die Anbaufläche. Laut UN wurden 131 000 Hektar für den Drogenanbau genutzt - sieben Prozent mehr als 2010. Gleichzeitig ist die Getreideernte in Afghanistan wegen der anhaltenden Dürre so schlecht ausgefallen, dass bis zu drei Millionen Menschen vom Hunger bedroht sind.

Laut UN-Bericht wird Schlafmohn inzwischen in 17 von 34 Provinzen Afghanistans angebaut - 2010 waren es 14. Die drei neu aufgeführten Provinzen waren im vergangenen Jahr für »drogenfrei« erklärt worden und hatten dadurch mehr Entwicklungsgelder erhalten. Zentrum des Opiumanbaus bleibt der Süden des Landes. Um die 78 Prozent des Schlafmohns stammt aus den Provinzen Helmand, Kandahar, Urusgan, Dai Kundi und Sabul, in denen die Aufständischen und die NATO-Truppen sich heftige Kämpfe liefern.

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