Schildknappe der Banken

Standpunkt von Jürgen Reents

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Verleumdung, dieses freche Gespenst, setzt sich auf die edelsten Gräber, meinte einst Heinrich Heine. Nicht selten erwischt sie bereits Lebende. Bundesweit plappern Medien derzeit eine Meldung von »spiegel-online« nach: »SPD-Chef Gabriel will Banken zerschlagen«. Zugrunde liegt ein Interview des Nachrichtenmagazins in seiner aktuellen Druckausgabe. Darin spricht Gabriel sich für eine »Trennung von Investmentbanking und Geschäftsbanken« aus. Auf die Nachfrage des »Spiegel«, ob er »also die Deutsche Bank zerschlagen« wolle, sagte der SPD-Chef: »Ich möchte, dass beim Geschäftsfeld des Investmentbankings ein ganz großes Schild an der Tür steht mit der Aufschrift: ?Hier endet die Staatshaftung?.«

Er hat die Frage damit alles andere als bejaht und es lässt sich aus seiner verschwiemelten Antwort auch nicht dieser Schluss ziehen. Gabriel will ein Schild aufstellen, das ist alles. Zu mehr hat es in der Politik der SPD auch selten gereicht. Die Frage bleibt nur, warum sie die seit dem Wochenende kursierende »Überinterpretation« der Äußerung ihres Vorsitzenden nicht umgehend dementieren ließ. Nun, weil der SPD nichts lieber ist, als dass die einen dies und die anderen jenes über ihre Absichten denken. Zag- und Vagheiten sind das politische Profil der modernen SPD. Nehmen Sie das alles bitte nicht so ernst, wird Gabriel bei seinem nächsten Treffen mit Banken-Chefs sagen, wie anders soll ich den Protest gegen das Finanzsystem denn einfangen? Gut so, Schildknappe, werden die Banker sagen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.