Haus mit Schwamm befallen
Es gibt Weniges, was einen Immobilieneigentümer mehr erschreckt als der Befall seines Hauses mit Hausschwamm. Nach Überzeugung der Gerichte kommt das einer ?privaten Katastrophe? gleich. Deswegen erhält der Betroffene die Möglichkeit, die anfallenden Ausgaben als außergewöhnliche Belastung steuerlich abzusetzen. So hat es nach Angaben der LBS die Fachgerichtsbarkeit entschieden (Niedersächsisches Finanzgericht , Az. 12 K 10270/09).
Ein Eigentümer erfuhr von einem Sachverständigen, dass seine Wohnung vom Hausschwamm und von Braunfäule befallen sei. Der Fachmann empfahl dringend eine Sanierung des Mauerwerks, um die Substanz des Gebäudes nicht weiter zu gefährden und um Gesundheitsschäden zu vermeiden. Die Kosten für diese Arbeiten beliefen sich auf gut 10 000 Euro.
In der nächstfolgenden Steuererklärung machte der Hauseigentümer diesen Betrag als außergewöhnliche Belastung geltend. Das Finanzamt sagte Nein und argumentierte unter anderem damit, dass der Schwammbefall aufgrund seiner Häufigkeit nicht als außergewöhnliche Belastung anzusehen sei. Schließlich könne auch ein Verschulden vorliegen - entweder der Baufirma wegen mangelhafter Arbeit oder der Bewohner wegen unzureichender Lüftung.
Die niedersächsischen Finanzrichter stellten sich auf die Seite des Steuerzahlers. Es handle sich hier um eine außergewöhnliche Belastung im Sinne des Gesetzes, merkten sie an. Denn das Ereignis Hausschwamm sei einer Naturkatastrophe wie Hochwasser oder einer privaten Katastrophe wie Wohnungsbrand gleichzusetzen.
Es handle sich nach »allgemeiner Wahrnehmung« um einen besonderen Schicksalsschlag, der nicht von der allgemeinen Lebensführung erfasst werde. Nichts spreche für ein eigenes Verschulden des Betroffenen, und auch Ersatzansprüche gegen Dritte seien nicht realisierbar.
Es empfiehlt sich also, dass diejenigen, die Derartiges erleben, nicht klein beigeben, sondern gerichtliche Schritte einleiten. Das Urteil ist zwar kein Grundsatzurteil. Die Argumentation der Richter weist aber daraufhin, dass in ähnlichen Fällen vor den Finanzgerichten auch mit Erfolg zu rechnen ist.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.