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Paris verdrängt weiter

Vor 50 Jahren wurden über 200 Algerier ermordet

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit Schweigemärschen und Kranzniederlegungen wurde am Montag in Paris der tragischen Ereignisse vom 17. Oktober 1961 gedacht, als die Polizei eine Massendemonstration von Algeriern brutal zerschlug, wobei vermutlich über 200 Menschen starben. Das offizielle Frankreich verdrängt das Staatsverbrechen 50 Jahre später noch immer.

Vor 50 Jahren rief die algerische Unabhängigkeitsbewegung FLN in Paris zu einer friedlichen Demonstration gegen eine nächtliche Ausgangssperre und andere rassistische Maßnahmen der Polizei und der Behörden auf. Damit sollte auch den Geheimverhandlungen mit der französischen Regierung über ein Ende des Algierien-Krieges und die Unabhängigkeit der Kolonie Nachdruck verliehen werden. Die FLN sorgte dafür, dass niemand Messer oder andere Waffen trug. Um den friedlichen Charakter der Demonstration zu unterstreichen, sollten auch Frauen und Kinder teilnehmen.

Doch der Pariser Polizeipräfekt Maurice Papon, der später wegen seiner Mitschuld an der Judendeportation in Bordeaux vor Gericht gestellt und verurteilt wurde, gab den Befehl, die Demonstration »mit allen Mitteln zu unterbinden«. Damit wollten Innenminister Roger Frey und Premier Michel Debré, die im Gegensatz zu Präsident Charles de Gaulle für ein »französisches Algerien« eintraten, Einfluss auf die politischen Entscheidungen nehmen.

Angesichts von 30 000 Demonstranten reagierten die 1500 Polizisten jedoch panikartig und schossen in die über die Seine-Brücken ins Innere von Paris drängenden Massen. Neben Todesopfern wurden auch viele Verletzte in die Seine geworfen, wo sie ertranken. Tausende Algerier wurden in provisorische Lager verschleppt, wo man sie folterte. Viele von ihnen starben noch Tage später.

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