Ein Graus für Linke

Martin Kröger kritisiert die Ernennung Hansens

  • Lesedauer: 2 Min.

Nun also doch. Nach monatelangem Hin-und-Her hat Innensenator Ehrhart Körting (SPD) jetzt seinen Favoriten für den vakanten Posten des Berliner Polizeichefs durchgesetzt: Udo Hansen. Ehemaliger Chef des Präsidiums der Bundespolizei Ost - und SPD-Mitglied. Körting sieht in Hansen den qualifiziertesten Bewerber für die Führung der 22 500 Personen starken Polizeibehörde in der Hauptstadt.

Für jeden Linken muss der Name Hansen indes ein Graus sein. Nichts verbindet sein bisheriges Wirken mit einer zeitgemäßen Bürgerpolizei. Ließ Hansen doch unter seinem Kommando Ende der neunziger Jahre den Abschiebeknast auf dem Großflughafen Frankfurt am Main mit NATO-Draht und Kameras befestigen. Unter seiner Verantwortlichkeit starb auch am 28. Mai 1999 der sudanesische Flüchtling Aamir Ageeb bei einem Abschiebeflug. Ursache: »Erstickungstod durch massive Einwirkung von Gewalt« der eingesetzten BGS-Beamten.

Höchst obskur auch das Schaffen Hansens in Saudi-Arabien, wo er nach seinem Ausscheiden bei der Bundespolizei kurzfristig als Berater des autoritären Regimes für die Grenzsicherung und Abschottung des Landes tätig gewesen sein soll. Also ein Erbauer von Mauern als Chef der Hauptstadtpolizei?

Die CDU scheint Hansen auf einmal nicht mehr zu stören. Dabei hieß es bisher, eine Ernennung Hansens während der Koalitionsverhandlungen würde als »unfreundlicher Akt« betrachtet. Nun hat Körting das Thema Law and Order mit der Ernennung kurz mal vorgezogen, dabei steht es für die Gespräche zwischen SPD und CDU doch erst am Freitag auf der Tagesordnung.

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