Die weltweite »Klovolution«

Schüler demonstrierten für bessere Hygienebedingungen

Schüler protestieren vor dem Roten Rathaus für eine »Klobalisierte Welt«
Schüler protestieren vor dem Roten Rathaus für eine »Klobalisierte Welt«

Da sitzt er, der Börsianer. Er hat es sich mit den aktuellen Aktienkursen und viel Selbstverständlichkeit auf dem stillen Örtchen gemütlich gemacht - und das direkt vor dem Roten Rathaus.

Mit der Aktion »Klobalisierte Welt« haben gestern vier Berliner Schulen in Zusammenarbeit mit der German Toilet Organization (GTO) gegen weltweit herrschende katastrophale Hygienezustände demonstriert. Mit T-Shirts, auf denen eine »Super-Toilette« die Erde rettet, einem selbst gebastelten Toilettenthron und Plakaten versammelten sich rund 60 SchülerInnen am Neptunbrunnen, um den unterschätzten Stellenwert sanitärer Einrichtungen ins verwöhnte Toilettennutzer-Bewusstsein zu rücken. Denn die zunächst spaßig anmutende Aktion mit dem Namen »Klovolution« - eine Würdigung der Toilette als Meilenstein der menschlichen Evolution - hat einen ernsten Hintergrund: Laut Weltgesundheitsorganisation und UNICEF leben 40 Prozent der Weltbevölkerung ohne Zugang zu Toiletten oder sonstiger hygienischer Versorgung. »Dieser Zustand ist mitverantwortlich, dass in vielen Ländern zwischen 15 und 30 Prozent der Kinder die ersten fünf Lebensjahre nicht überleben«, erklärt Thilo Panzerbieter, Geschäftsführer der GTO.

Für Bewohner einer Industrienation kaum wahrgenommen, führen fehlende Toiletten in einen Teufelskreis aus Entwicklungshemmnissen. Beispielsweise brechen viele junge Mädchen in Bangladesch aus Scham die Schule ab, sobald sie ihre Menstruation bekommen, weil es keine oder nicht nach Geschlechtern getrennte Toiletten gibt, erzählt Panzerbieter.

Die GTO, die unter anderem aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) unterstützt wird, organisiert seit 2009 Protestaktionen an Schulen. Im Vorfeld veranstaltet die Organisation Projekttage, an denen die Schüler ihre eigenen Schultoiletten unter die Lupe nehmen und über Auswirkungen von mangelhafter Sanitärversorgung diskutieren.

»Ich finde es wichtig den Menschen die Augen zu öffnen, dass ein Badezimmer direkt vor der Tür nicht selbstverständlich ist«, erklärt die 16-jährige Patricia von der Robert-Jungk-Oberschule ihr Engagement für die Aktion.

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