Kunst und Brot

Kommentar von Hans-Dieter Schütt

  • Lesedauer: 2 Min.

Nachrichten vom Rande der Zeit strahlen mitunter erquickende Würde aus: Die Zahl der jungen Leute, die es an künstlerische Hoch- und Fachschulen drängt, ist mit den Jahren erheblich gestiegen.

Und das jetzt!? Wo wir doch in einer Ära leben, da außerhalb der Parteien wohl kaum noch Menschen Illusionen haben, wenn es um ihre Zukunft geht. Denn wenn es eine Sache gibt, die jene heutzutage so begehrte Transparenz aufweist, dann sind es die Grundlagen für eine erfolg- und ertragreiche Existenz. Und diese klaren Prämissen heißen: Härte, um die unablässige Prüfung auf Effizienz durchzustehen, und Ausdauer für eine unablässige Funktionstüchtigkeit.

Wer dagegen freiwillig ins künstlerisch Kreative drängt, der nimmt eher als Andere soziale Ungewissheit in Kauf. Oder zehrende Selbstausbeutung. Oder mögliches Scheitern. Kultur ist der stolprige Kurs neben jenen Hauptspuren, wo Einkommen zwar weitgehend gesichert, aber nicht selten auch der Preis sind für duldsamen, lustlosen, freigeistgedimmten Aufenthalt in der Entfremdung. Job statt Arbeit. Einsicht in das, was man leisten muss, statt Freude an dem, was man tun möchte.

Auch Kunst geht nach Brot, so steht es schon in Lessings »Emilia Galotti«. Aber so berechtigt das Trauerlied vom massenhaften Abstieg lebensfroher Gemüter in die Druckkammern der puren Nützlichkeit auch sein mag: Es ist ermunternd, dass sich der Mensch immer wieder als Spieler erweist. Der seiner untilgbaren Existenzangst nicht erlaubt, eine wichtige Wahrheit zu zerstören: dass Leben auch während der Arbeit stattfindet und nicht erst in der (täglichen) Zeit danach.

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