Lückenschluss im Dreiländereck

Neue Verkehrswege nach Polen und Tschechien

  • Anett Böttger, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Länderübergreifende Zusammenarbeit ist oft alles andere als leicht. Im Dreiländereck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien sind vor allem die verkehrstechnischen Hindernisse inzwischen verschwunden.

Zittau. Die Möglichkeiten, von Ostsachsen aus in eines der angrenzenden Nachbarländer zu reisen, waren Anfang der 90er Jahre recht überschaubar. Nach Tschechien gab es lediglich einen Grenzübergang in Seifhennersdorf. Zumindest an drei Orten war der Weg nach Polen offen: in Bad Muskau, Görlitz und Zittau. In der gesamten Euroregion Neiße existierten 1990 nur sechs Straßenübergänge, einschließlich der Verbindungen zwischen Polen und Tschechien, erzählt Gerhard Watterott. Er leitet die Geschäftsstelle der Euroregion in Zittau und kann 20 Jahre nach deren Gründung ein völlig anderes Bild zeichnen.

Acht Grenzübergänge verbinden inzwischen Tschechien und Deutschland im Gebiet der trinationalen Euroregion, die sich in Ostsachsen auf die Landkreise Bautzen und Görlitz erstreckt. Entlang der 119 Kilometer langen sächsischen Grenze nach Polen gibt es sieben Passierstellen für Autos. Hinzu kommen mehrere Wanderwege, an denen nur Fußgänger die Grenze überqueren dürfen.

Der Ausbau der Verkehrswege ist nach wie vor im Gange. In Krauschwitz etwa entstand eine neue Straße nach Polen, die voraussichtlich noch in diesem Jahr freigegeben wird. Für eine Brücke über die Neiße bei Zittau soll Anfang 2012 endlich der Bau beginnen. Die Verbindung ist Teil eines Projektes, das sich schon jahrelang hinzieht. In den frühen 90er Jahren gab es erste Planungen für eine bessere Anbindung des Dreiländerecks an die Autobahn 4, indem die Bundesstraße 178 über polnisches Territorium bis nach Tschechien verlängert wird. Unklare Finanzierung und diplomatische Hürden sorgten jedoch für erhebliche Verzögerung. Bis 2013 soll nun die letzte Lücke geschlossen sein.

Ob zum Einkaufen, zum Wandern oder auf dem Weg ins Theater - nicht nur neue Straßen und Grenzübergänge ermöglichen es, dass sich Menschen schneller und bequemer im Dreiländereck bewegen können. Seit Ende 2010 besteht mit dem »Trilex« eine durchgängige Verbindung zwischen dem tschechischen Liberec (Reichenberg) und Seifhennersdorf. Die modernen Triebwagen auf der Strecke fahren auch über Zittau und Varnsdorf (Tschechien).

»Die Züge sind brechend voll«, berichtet die Sprecherin des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien, Sandra Trebesius. Wer im Dreiländereck grenzüberschreitend mit öffentlichen Verkehrsmitteln reist, darf das Euro-Neiße-Ticket nutzen. Seit dem EU-Beitritt Polens und Tschechiens im Jahr 2004 ist der Fahrschein im Angebot. Er gilt in Ostsachsen und auf ausgewählten Linien in den beiden Nachbarländern. Die steigende Nachfrage wertet Trebesius als Zeichen für zunehmende Mobilität über Grenzen hinweg. 2004 wurden 1600 Euro-Tickets als Tageskarten verkauft. 2010 waren es bereits 9300.

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