Goldgeschäft auf Kosten der Indígenas

Profitstreben der Bergbaukonzerne zerstört Lebens(t)räume im guatemaltekischen Hochland

  • Willi Volks, INKOTA
  • Lesedauer: 3 Min.
Gold erzielt auf dem Weltmarkt Spitzenpreise. Das veranlasst transnationale Konzerne, auch im guatemaltekischen Hochland das Edelmetall abzubauen. Aber was für die Konzerne ein äußerst lukratives Geschäft darstellt, ist für die arme, vorwiegend indigene Bevölkerung ein Desaster.
Panoramablick auf die guatemaltekische Bergbau-Kraterlandschaft
Panoramablick auf die guatemaltekische Bergbau-Kraterlandschaft

»Du wirst dich wundern, wie groß die Mine inzwischen geworden ist«, meint Fernando Martínez, der Projektkoordinator unserer guatemaltekischen Partnerorganisation COPAE (Komitee für Frieden und Ökologie) zu mir, kurz bevor wir auf die Goldmine »Marlin« stoßen.

Und tatsächlich, wir stehen auf einer Erhebung in dem kleinen Dorf Nueva Esperanza (Neue Hoffnung) und unter uns tut sich ein Riesenloch auf. Im Jahr 2005 hat der kanadische Konzern Goldcoorp hier begonnen, ein Bergwerk zu errichten. Zunächst wusste keiner, wer da aus welchen Gründen eine ganze Bergkuppe »schleift«, um dann mit schwerem Gerät immer tiefer in die Erde vorzudringen. Für diese Ausweitung mussten auch die kleinen Parzellen der indigenen Bevölkerung weichen, wofür sie von fremden Menschen mit Billigpreisen abgefunden wurden. Gold sollte abgebaut werden, dies wurde langsam klar. Dafür würden neue Arbeitsplätze entstehen und die Region eine ungeahnte Entwicklung erfahren. »Es entstanden tatsächlich einige Arbeitsplätze, doch sie wurden teuer erkauft, denn die Umweltschäden und die Auswirkungen auf die Bevölkerung sind enorm«, sagt Fernando. Der Anblick unterstreicht Fernandos Worte auf eindrucksvolle wie traurige Weise: Die Gegend sieht aus wie eine Mondlandschaft mit tiefen Kratern ohne jeden Baumwuchs und mit einem riesengroßen künstlichen See, dessen Wasser durch das Auswaschen des Goldes mit Zyanid angereichert ist und das Grundwasser verseucht.

Das Gold wird sowohl unterirdisch als auch im Tagebau abgebaut. Wie weit das Tunnelsystem reicht, weiß keiner. Allerdings hat sich vor kurzem in etwa 15 Kilometer Entfernung eine Straße abgesenkt, was auf eine große Ausweitung schließen lässt. Überirdisch herrscht emsiges Treiben: eine große Menge von Lastkraftwagen transportiert ständig Gestein ab. Eigentlich müssten hier alle Räder stillstehen, denn bereits im Mai 2010 hatte die Interamerikanische Menschenrechtskommission (CIDH) den Stopp der Bergbauaktivitäten angeordnet. Getan aber hat sich bisher nichts. Der kanadische Konzern darf weiter schalten und walten wie er will und macht ein gewaltiges Geschäft. Wie gut dieses Geschäft ist, erläutert mir Fernando beim Anblick der großen Informationstafel am Eingang zur Mine: »Die Produktionszahlen kannst du vergessen. Sie werden ausschließlich von dem Konzern veröffentlicht und unterliegen keinerlei Kontrolle.« Bei ohnehin geringen Steuersätzen dürften die Steuerzahlungen so noch weiter gesenkt werden, was den Gewinn bei der Goldpreisentwicklung in schwindelerregende Höhen treiben könnte. Doch die Bevölkerung wehrt sich inzwischen gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen und COPAE hilft ihr dabei. So werden Volksabstimmungen durchgeführt, in denen mit überwältigender Mehrheit der Goldabbau abgelehnt wird. »Und unsere Unterstützung muss weiter ausgebaut werden, denn die guatemaltekische Regierung hat weitere Konzessionen zum Goldabbau vergeben, auf deren Grundlage ungefähr ein Drittel der Fläche Guatemalas in Mitleidenschaft gezogen werden könnte«, meint Fernando.

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