Zweite Chance für Messias!

  • Ernst Röhl
  • Lesedauer: 3 Min.
Flattersatz – Zweite Chance für Messias!

Der Advent erinnert die Christenheit daran, dass mit Jesu Wiedererscheinen jederzeit zu rechnen sei. Doch falls es 2011 nicht klappt, springt der Ersatzmann ein: Karl-Theodor von und zu Guttenberg, »KT«, der gescheiterte Doktor der Herzen, den die Presse in schleimigster Manier trotz seiner Guttenbergiate nun schon zum zweiten Mal zur Lichtgestalt empor schreibt, zum Gesalbten, zum unpromovierten Heiland, zu »einem der größten politischen Talente in Deutschland«, zum »angesehenen Staatsmann«, wie er sich fern der Heimat ungestraft nennt. Auf die wohlverdiente Schamfrist hat er verzichtet, stattdessen warf er seine Broschüre »Vorerst gescheitert« auf den Markt. Auch das noch! Dieses Werk mit dem düster drohenden Titel übertrifft an Flachsinn noch Sarrazins Mach- und Hauptwerk und kommt derzeit groß raus auf der Via triumphalis zum Bestseller.

»Zeit« und »Bild« suggerieren, das ganze deutsche Volk wäre ein liebestoller Fänklub dieses Hochschwaflers und »rasend begabten Hoffnungsträgers«, der über die Wasser zu wandeln vermag. Wieder mal zeigt sich, dass die Beliebtheit von Großfressen durch die Blödheit ihrer Bewunderer zustande kommt. Aus der Reihe tanzt allenfalls der Dortmunder BWL-Professor Uwe Kamenz, ein unbelehrbarer Plagiatjäger. Kamenz wird vermutlich der Einzige sein, der die Guttenberg-Schwarte tatsächlich durchliest. Warum? Weil er hofft, den blaublütigen Kleptomanen beim Mausen zu erwischen. Er sei bereit, sagt Kamenz, für fünf Euro das Stück 1000 Doktorarbeiten von Politikern zu überprüfen. Dies bot er der politischen Klasse schriftlich an, zum Beispiel Angela Merkel. Geantwortet haben nur wenige …

Abkupfern liegt im Trend. Jede deutsche Uni schmückt sich inzwischen mit eigenen Plagiatoren: die Uni Bayreuth mit »KT«, die Uni Konstanz mit Veronica Saß, der Tochter Edmund Stoibers. Für die Uni Tübingen startet der CDU- Landtagsabgeordnete und frühere Oettinger-Referent Matthias Pröfrock. Seine Dissertation, heißt es, übernehme »in nicht unerheblichem Maße wörtlich fremde Texte, ohne dass dies kenntlich gemacht wurde«. Dies Urteil sei ein harter Schlag für ihn, bekennt Pröfrock im Rausch des Selbstmitleids, »niemand ärgert sich darüber mehr als ich selbst«. Ein Gemeinplatz, den er bei Guttenberg abgeschrieben hat.

Die Uni Bonn nahm Jorgo Chatzimarkakis (FDP) den Doktortitel weg, die Uni Heidelberg entzog ihn der charmanten Silvana Koch-Mehrin (FDP), und wir fragen uns allmählich: Wer muss eigentlich für geistige Enteignungen geradestehen? Der Plagiator kann am allerwenigsten dafür, er ist frei von Schuld! So der Standpunkt von Frau Dr. a. D. Koch-Mehrin. Sie räumt ein, ihre Dissertation sei stellenweise »ungenau, oberflächlich und geradezu fehlerhaft« und aus diesen Gründen leider »kein Meisterstück«. Aber! »Der Promotionsausschuss hat mir in voller Kenntnis aller eklatanten Schwächen meiner Arbeit den Doktortitel verliehen.« Frage: Was ist Chuzpe? Antwort: Wenn einer seine Eltern abmurkst und, weil er infolgedessen Vollwaise geworden ist, vor Gericht mildernde Umstände beansprucht.

Meister aller Klassen ist und bleibt Glaubwürdigkeitsbaron Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu G. Sein kometenhafter Abstieg setzt sich fort. Die Staatsanwälte in Hof erkannten in seiner Doktorarbeit »23 strafrechtlich relevante Plagiatsstellen« und verzichteten großmütig auf die fällige Anklage. »KT« kriegt seine zweite Chance.

»Weil er so blendend aussieht wie ich«, kommentiert Lothar Matthäus, der humoristischste Fußballer Deutschlands. Solidarisch setzt der Loddar sich für den Freiherrn ein. Warum, ist klar. Kuckt Euch die beiden Flitzpiepen mal genauer an: Der Baron ist selbst nur eine Kopie. Ein lupenreines Lothar-Matthäus-Plagiat. Um nicht zu sagen, ein Klon …

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