Armselig
Kommentar von Dieter Janke
Die Erwartungen an das gestrige Treffen der deutschen Bundeskanzlerin und des französischen Präsidenten waren hoch, sehr hoch. Es lag etwas Historisches in der Luft. Schließlich war von der Eröffnung einer Schicksalswoche für den Euro die Rede. Gelingt der Durchbruch zum Einhegen der Krise und ihrer Überwindung oder naht das unausweichliche Ende der Einheitswährung? Die greifbaren Ergebnisse des Pariser Gipfels sind vor diesem Hintergrund indes mehr als mager. So soll der künftigen Euro-Rettungsschirm ESM bereits auf 2012 vorgezogen werden. Und die in Berlin als unausweichlich angesehene Fiskalunion soll mit strengeren Haushaltsregeln sowie automatischen Sanktionen gegen Schuldensünder gesichert werden.
Über die eigentlichen Knackpunkte wie die Frage gemeinsamer europäischer Staatsanleihen und einer aktiveren Rolle der Europäischen Zentralbank, die zwischen Merkel und Sarkozy bisher strittig sind, schwieg man sich indes diplomatisch aus. Lediglich beim Vetorecht einzelner Mitglieder hat sich die Zweierrunde bewegt und damit die bundesdeutsche Seite leicht geschwächt.
Bewegung in der Form und keine in der Substanz - dies ist angesichts der sturen Haltung Merkels das logische und armselige Ergebnis des Pariser Treffens. Es drängt sich der Verdacht auf, dass man sowohl in Paris wie auch in Berlin das Ringen um die Einheitswährung bereits stillschweigend aufgegeben hat.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.