Lichterketten, Schweigemärsche, Mahnwache
Proteste gegen Nazi-Terror in Franken
Die Allianz gegen Rechtsextremismus gedachte am Samstag in der Nürnberger Straße der Menschenrechte mit einer Lichterkette der von Neonazis Ermordeten. Antifaschistische Gruppen kritisierten Polizei und Verfassungsschutz.
Erst vor kurzem ist bekannt geworden, dass die Terroristen des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) vermutlich weitere Ziele in Nürnberg im Visier hatten: zwei Asylbewerberheime, einen Imbiss, eine Kneipe und das Büro der DKP.
Veranstalter des Protestes waren deutsch-türkische und griechische Vereine, Parteien, die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg, in der sich 120 Kommunen zusammengeschlossen haben und weitere Gruppen. Der Vorsitzende der Allianz, Michael Helmbrecht, erinnerte daran, dass der Tag der Menschenrechte das Fundament dafür sei, »dass wir frei von Furcht in Deutschland leben können«. Die Allianz hatte Plakate in der Region geklebt, auf denen zu lesen ist: »Frei von Furcht in Deutschland leben - kein Platz für Rechtsextremismus.«
In Franken fanden 13 Schweigemärsche und Lichterketten statt. In Fürth stellte die Sprecherin des Bündnisses gegen Rechts, Ruth Brenner, bei einer abendlichen Gedenkveranstaltung die Frage: »Ist der Staat auf dem rechten Auge blind?« Am Nachmittag folgten knapp 100 Menschen einem Aufruf der Antifaschistischen Linken Fürth (ALF), um gegen Neonazismus und den Brandanschlag auf das Auto eines ALF-Mitglieds zu protestieren. Redner wiesen darauf hin, dass Mitglieder des »Freien Netz Süd« (FNS) enge Kontakte zum Thüringer Heimatschutz (THS) unterhalten. So trat das Mitglied des THS André K. im Sommer als Redner beim Nationalen Frankentag in Oberfranken auf. Matthias F. vom FNS nahm am Fest der Völker in Thüringen teil.
Dort wo das sechste Opfer der NSU, Ismail Yasar, am 9. Juni 2005 ermordet wurde, hatte das Nürnberger Bündnis »Nazistopp« zu einer Mahnwache und Demonstration aufgerufen. Vor einer Gedenkminute wurden alle Namen der 182 Menschen verlesen, die seit 1990 von Neonazis getötet wurden. Schüler der nahe gelegenen Scharrerschule verlasen den Artikel 3 des Grundgesetzes auf Deutsch und Türkisch: »Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.« Ver.di Mitorganisator Ulli Schneeweiß begrüßte, »dass die Schule Zivilcourage zeigt, trotz ihrer politischen Neutralitätspflicht.«
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